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#65 Wiedersehen mit einem alten Freund (27. Lamashan 4713 AZ)

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Jakob

Jakob

Eine Erzählung von Faquarl

Der Geruch von feuchten Kiefernnadeln steigt mir in die Nase, als ich in dem kleinen Waldstück nahe Restov aufschlage. Mich fröstelt es angesichts der jähen klimatischen Veränderung. Auf den abrupten Ortswechsel habe ich mich gedanklich eingestellt, aber der sofortige Wetterumschwung trifft mich unerwartet. Ich knöpfe meinen Umhang zu und lege die letzten Meter zum Portal zu Fuß zurück. Während ich über den schmatzenden Waldboden stapfe, sehe ich die Gruppe um Mareen vor meinem geistigen Auge. Sie müssen von Osten gekommen sein, als sie die unübersehbaren Fußspuren von tausenden Personen auf ihrem Weg in den Tod verfolgten. Ich hätte damals nicht nachgeben sollen, als Moraven wider jede Vernunft darauf pochte umgehend nach Iobaria zu reisen, woraufhin wir Mareen, Thuul, Elgin, Mathilda und Garuum baten den Verbleib der Bewohner Restovs aufzuklären. Mein Fluchen schreckt einen Vogel auf, der unter wütendem Krächzen das Weite sucht. Als ich nach Mareens Verschwinden diesen Ort aufsuchte, um vergeblich nach Hinweisen zu ihrem Verbleib Ausschau zu halten, wimmelte es hier von Urdefhanen. Nun haben sie diese Gegend verlassen, um sich der Armee Vordakais anzuschließen. Mit Blick auf das verschlossene Portal, den steinernen Riesen mit überdimensioniertem Spiegel in den Händen, warte ich ungeduldig zwei lange Stunden, bis sich endlich auch meine Freunde hier einfinden. Gwin braucht nur wenige Augenblicke, um den Mechanismus zu entdecken, welcher die massiven Steinplatten nach einigen gekonnten Handgriffen Moravens in Bewegung setzt. Erstaunlich, wie wenig Geräusche diese unglaublichen Lasten verursachen.

#65 Wiedersehen mit einem alten Freund (27. Lamashan 4713 AZ) Portal10

Das fahle einfallende Licht spiegelt sich in einem Augenpaar, welches uns entgegenstiert. Noch während ich vergeblich versuche die beiden Augen, welche auf ungleicher Höhe in leicht unterschiedliche Richtungen blicken, zu einem kohärenten Bild zusammenzusetzen, wird die Höhle von einer Walze aus Feuer erhellt. Im Flammenschein wird deutlich, dass wir es nicht mit einer entstellten und grotesk schielenden Kreatur zu tun haben, sondern mit zwei einäugigen Untoten. Einer der beiden Zyklopen geht in Flammen auf, lässt seinen Knüppel fallen, stolpert wild um sich schlagend in den sie umgebenden Nebel und stürzt stumm in einen Abgrund. Den zweiten lasse ich erblinden und bevor er weiß wie ihm geschieht, rammt Eskel ihm sein Schwert in den Wanzt. Zwar tauchen aus dem unnatürlich dichten Nebel noch zwei Venedaimonen auf, doch auch mit ihnen machen wir kurzen Prozess. Der Nebel verflüchtigt sich durch eine magische Windböe für wenige Sekunden, gibt jedoch nur den Blick auf eine noch undurchdringlichere Suppe frei. Lediglich entlang eines wenige Meter breiten Pfades ist es möglich die eigenen Füße zu sehen. Bereits einige Schritte hinter der Schwelle des Portals weicht der der federnde Waldboden kaltem Gestein. Die Geräusche des Waldes verstummen und ein Blick zurück lässt die Welt außerhalb des Portals, obwohl es nur ein Katzensprung ist, weit entfernt erscheinen. Wir befinden uns nicht in einem Gang hinter einer massiven Steinwand, sondern auf einer anderen Ebene. Würden wir uns noch immer auf der materiellen Ebene befinden, so müsste der Gang unter die Erde führen, denn die absonderliche Steinformation endete nach zwei Dutzend Metern. Stattdessen leitet uns der Pfad durch den Nebel für einige Minuten schnurstracks geradeaus, bis wir schließlich die wabernden Schlieren hinter uns lassen und die ausladenden Hallen eines Gewölbes betreten.

Bereitwillig bietet Gwin an auszukundschaften was vor uns liegt. Wie ein Schatten verschwindet die Halblingsfrau und taucht einige Zeit später ebenso unbemerkt wieder aus der Finsternis auf. „Ich glaube ein weiteres Portal gefunden zu haben, doch lungern hier ein paar Suspiris und Venedaimonen herum und auch zwei Zyklopenzombies habe ich gesehen. An denen müssen wir uns vorbei schleichen.“ Also belegen wir uns mit Unsichtbarkeitszaubern und fliegen, von Gwin geleitet, durch das Gewölbe. Ein Stillezauber unterdrückt das metallische Rasseln der Rüstungen des Zwergen und des Ritters, was uns eine realistische Chance ermöglichen sollte unbemerkt zu bleiben. Doch bereits hinter der ersten Biegung nehme ich eine mir nur allzu vertraute Aura der Bannmagie wahr. Erschrocken gebe ich meinen Mitstreitern zu verstehen, umgehend anzuhalten. „Gwin“, zische ich. „Bist Du dort entlanggelaufen?“ Ich deute auf einen Bereich zu unserer Linken. Sie zuckt mit den Schultern. „Vermutlich, ja.“ Geräuschvoll atme ich durch meine Zähne. „Dort ist ein Alarmzauber angebracht. Man hat uns bereits entdeckt.“ Das kommt davon, wenn man auf profane Methoden zurückgreift. Mit einem Arkanen Auge wäre dies nicht passiert! Doch mir bleibt keine Zeit mich zu ärgern, denn von den Wänden hallen die vielen Schritte sich rasch nähernder Kreaturen wider. Moraven, Magni und Alexander haben den Ernst der Lage offenbar nicht erkannt, da die magische Stille sowohl meine Worte als auch die Geräusche der nahenden Gefahr verschluckt. Im nächsten Augenblick jedoch dringt der Schein vieler flackernder Kerzen in die Halle und auch sie müssen erkennen, dass wir aufgeflogen sind.

Bevor wir die Quelle des Lichtscheins erspähen, durchdringt ein starker Weihrauchgeruch das Gewölbe. Dann kommt ein gebeugt gehender, untoter, vierarmiger Zyklop zum Vorschein. In den Händen hält er zwei menschengroße, schwingende Weihrauchfässer. Er ist von Gewändern verhüllt und auf seinem Rücken brennen unzählige Kerzen. Wachs läuft in vielen kleinen Bächen über seinen toten Körper und tropft wie ein unregelmäßiger Schauer auf den steinernen Boden. Sein Gesicht ist von einer Maske verhüllt, aber das orange glühende Auge ist nicht zu übersehen. Um ihn herum schart sich ein gutes Dutzend humanoider Gestalten, in Gewändern, welche denen des Zyklopen gleichen. Ihre Gesichter sind ebenfalls verhüllt und auch sie tragen Kerzen, einige gar auf den Schultern. Das Auge des Zyklopen sucht forschend die Dunkelheit ab, doch als er nicht fündig wird, wirkt er einen Zauber und die uns verbergenden Illusionszauber verflüchtigen sich. Mit seinen vier Armen deutet er in unsere Richtungen, woraufhin seine Jünger umgehend dem stummen Befehl folgen. Im selben Moment merke ich, wie ich das Ziel eines Bannzaubers werde und viele weitere magische Effekte zugleich von mir abfallen. Aus der Richtung, aus der wir kamen, meine ich ein düsteres Lachen zu hören, doch ich kann den feindlichen Zauberwirker nirgends erspähen. Ich habe keine Gelegenheit dem nachzugehen, da sich im nächsten Moment einige Urdefhane unter die Kerzenträger mischen. Zielstrebig sprinten sie in atemberaubender Geschwindigkeit auf uns zu. Weder tragen sie ihre markanten Rhokarschwerter noch andere Waffen bei sich, was nur eines bedeuten kann: Anstatt uns zu stellen werden sie sich jeden Moment selbst in die Luft jagen. Noch bevor ich meine Gefährten vor ihnen warnen kann, hat auch Magni die Gefahr erkannt und erschafft eine transparente, silbrig glänzende Wand zwischen uns und unseren Feinen. Als die Urdefhane die silberne Barriere durchbrechen, glüht ihre Haut auf und wirft Blasen. Markerschütternde Schreie hallen durch das Gewölbe und orientierungslos reißen sie ihre Hände vor die geblendeten Augen. Auch einige der Kerzenträger stolpern durch den Silbervorhang und verdampfen augenblicklich. Um unsere Widersacher aufzuhalten, lasse ich gigantische schwarze Ranken aus dem Boden sprießen. Im Nu haben sie die maskierten Kerzenträger, die Urdefhane und selbst den vierarmigen Zyklopen fest im Griff. Das Krachen ihrer Knochen jagt mir einen Schauer über den Rücken, aber im nächsten Moment werde ich gewahr, wie erneut ein Bannzauber meine Magie zu unterdrücken versucht. Diesmal jedoch behalte ich die Oberhand, so hat es zumindest den Anschein. Es ist nicht so, dass sich die Bannmagie ein zweites Mal gegen meinen Zauber aufbäumen würde. Und dennoch schlägt sie abermals mit geballter Kraft zu, als würde die Zeit stolpern und sich ein winziger, kaum merklicher Bruchteil eines Augenblicks wiederholen. Diesmal ist der unbekannte Zauberwirker erfolgreich und konsterniert muss ich mitansehen, wie sich die mächtigen Ranken zurückziehen.

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Was geht hier vor sich? Etwas derartiges ist mir noch nicht widerfahren. Ich ringe die aufkeimende Furcht nieder und fliege in die Richtung, in welcher ich meinen Kontrahenten vermute. Aus dem Augenwinkel sehe ich Magni und Alexander auf doppelte Größe anschwellen und Eskel einen Suspiridaimonen mit einem Streich zweiteilen. Im Schatten einer Säule entdecke ich eine fahle humanoide Gestalt. Ich nähere mich, um einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen. Als die Kreatur ihren Kopf hebt, blicke ich ungläubig in die Augen Erwil Pendrots. Sein Gesicht wirkt aufgrund der farblosen Haut und der fehlenden Brille zwar fremd, doch zugleich bin ich mir absolut sicher, dass in diesem Moment der Magier und Historiker, der Zyklopenforscher, der Lehrer Moravens und Vertraute Gwins und letztlich auch mein Retter vor mir steht. Erwil Pendrot in Gestalt eines Vampires. Eine alte Bekannte ergreift wieder Besitz von mir. Die Angst droht mir die Brust zuzuschnüren, ich spüre wieder meine Narbe pochen und merke, wie sie meinen Verstand betäubt. Überstürzt nehme ich vor unserem alten Bekannten Reißaus. Auf meiner Flucht fährt ein mächtiger Eiszapfen aus dem Boden, dem ich zwar ausweichen kann, mich dennoch aus der Bahn wirft. „Erwil!“, keuche ich und Eskel stiert ungläubig in die Dunkelheit. Wie konnte mir der Unsichtbarkeitseffekt nicht auffallen? Ich hülle den Zauberwirker in eine Wolke glitzernden Staubs, der sich wie tausende kleine Schneeflocken auf seinen Körper legt und seine Silhouette deutlich erkennen lässt.

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Mittlerweile sind die Reihen unserer Widersacher um zwei grobschlächtige Zyklopenzombies und einige tentakelbesetzte Venedaimonen erweitert, welche uns das Leben zusätzlich schwer machen. Eskel wird von einem Verwirrungseffekt Erwils erwischt, ein Zyklopenzombie paralysiert Alexander, der von Kerzenschein erhellte Zyklop schickt uns einen Feuerball entgegen, sein Gefolge lässt unablässig Blitze auf uns niederfahren und auch die Urdefhane scheinen ihr Augenlicht wieder erlangt zu haben und beenden ihre Existenz in einer mächtigen Druckwelle aus negativer Energie. Das Lautenspiel des Fürsten verklingt, als er ebenfalls den Rückzug antritt.

#65 Wiedersehen mit einem alten Freund (27. Lamashan 4713 AZ) 2b487610#65 Wiedersehen mit einem alten Freund (27. Lamashan 4713 AZ) Veneda12#65 Wiedersehen mit einem alten Freund (27. Lamashan 4713 AZ) Suspir10#65 Wiedersehen mit einem alten Freund (27. Lamashan 4713 AZ) Urdefh11
Zyklopenzombie, Venedaimon, Suspiridaimon, Urdefhane

Schwer verletzt bringe ich mich durch einen mächtigen Unsichtbarkeitszauber in Sicherheit, bin jedoch so geistesgegenwärtig mein Verschwinden zu vertuschen. Im gleichen Moment erschaffe ich eine Illusion meiner selbst, welche sich nun an meiner statt dem Kampfgeschehen zuwendet. Zielsicher steuere ich mein Ebenbild zwischen unsere Feinde und ziehe einige ihrer Angriffe auf mich. Doch die Illusion scheint nicht aufzufliegen. Selbst als der untote Erwil ihr einen Fluch auf den Hals jagt, schaffe ich es ihn glauben zu machen, der falsche Faquarl wäre von diesem betroffen. Völlig unerwartet detoniert ein Feuerball aus dem Finger Kevils inmitten meiner Freunde. Ein kurzer Blick verrät mir, dass sein Geist unter fremder Kontrolle steht. Unser alter Freund hält gekonnt in Schach. Er kennt unsere Stärken und weiß ebenso um unsere Schwächen. Erst Eskel, dann Kevil und nun glaubt er auch mich ausgeschaltet zu haben. Alexander hat die Lähmung mittlerweile abschütteln können und spießt einige der Urdefhane auf, welche in diesem Moment zerplatzen, doch aufgrund der Entfernung keinen Schaden anrichten können. Magni stürzt sich, nachdem er einem Zyklopenzombie den Garaus gemacht hat auf den nächsten Zyklopen, doch keiner nimmt sich Erwil, unserem bedrohlichsten Gegner an. Erkennen sie denn nicht, welche Gefahr von ihm ausgeht? Ein ums andere Mal höre ich meine Freunde meinen Namen rufen, denn auch sie durchschauen den Trug nicht. Ich erschaffe eine kaum glimmende Hand, lasse sie blitzschnell über den Boden zu Kevil und Eskel huschen und nehme die Magie von ihnen, welche ihren Geist verwirrt. Der Hexenmeister versucht sich umgehend zu rächen und beschwört leuchtende Ketten, welche sich um Erwil schlingen. Abermals scheint es einen winzigen Riss in der Zeit zu geben. Eben noch sah es so aus, als würde der Zauber den Vampiren zu fassen bekommen, doch im nächsten Moment entgleitet er dem Angriff. „Ein kläglicher Versucht in unsere Stadt einzudringen“, höhnt er mit einer Stimme, welche nur entfernt an die unseres einstigen Freundes erinnert.

Mittlerweile hat sich das Blatt auf dem Schlachtfeld jedoch gewendet. Wieder bei Sinnen macht Eskel mit den Suspiridaimonen kurzen Prozess und auch die Venedaimonen werden einer nach dem anderen von Gwins Pfeilen niedergestreckt. Die Schädel der Zombies splittern unter Magnis Hammer und der vierarmige Zyklop liefert sich einen erbitterten Kampf mit Alexander. Seine Zauber rauben dem Ritter fast die Lebenskraft, doch schließlich ereilt auch ihn der Tod durch einen mächtigen Schwerthieb Eskels. Um Erwil an einer Flucht zu hindern, nutze ich meinen Hinterhalt und schicke ihm einen Strahl entgegen. Zielsicher treffe ich seinen Torso und diesmal spielt die Zeit keine Streiche. Grüne Ketten legen sich um ihn und hindern ihn an einer Flucht durch Teleportationsmagie. Wutentbrannt brüllt er und zum ersten Mal höre ich Erwil schreien. „Du elender, widerlicher Magier!“ Doch sein Wüten vermag ihm nicht aus seiner misslichen Lage zu befreien. Unfähig zu fliehen findet er sich umgehend von den drei Nahkämpfern umringt. Doch ist es ausgerechnet Gwin, seine einstige Freundin, welche einen Pfeil durch seine Schädeldecke jagt.

#65 Wiedersehen mit einem alten Freund (27. Lamashan 4713 AZ) Erwil_12

Ungläubig stehen wir um den regungslosen Vampir, während das murmelnde Beten der letzten noch lebenden Kerzenträger mit jedem Hieb Eskels nach und nach verstummt. Meine aufkommende Enttäuschung über den nun nicht mehr zu leugnenden Verrat Erwil Pendrots wird nicht dadurch gemildert, ihn seit geraumer Zeit verdächtigt zu haben etwas im Schilde zu führen. Abermals wurden wir getäuscht, abermals ließ ich mich täuschen. Nach Grigori nun also auch Pendrot. Gwins Gesichtsausdruck wechselt von Fassungslosigkeit zu Wut und schließlich zu Trauer. Moraven wirkt merkwürdig entrückt. „Ist er tot – endgültig tot?“ Ich schüttle den Kopf. „Diese Vampire, die Vetala, kann man nicht auf herkömmliche Weise töten.“ „Silber?“, fragt Eskel stirnrunzelnd. Abermals verneine ich. „Wir müssen seine Überreste weihen oder sie durch eine heilige Zeremonie beerdigen, um ihn zu zerstören. Andernfalls wird er zurückkommen.“

Fünfundsechzigste Sitzung am Samstag, den 20. Dezember 2020 online über Discord.
Mit Tobi, Miles, Dominik, Lucas, Toni, Ilka, Anton und mir.

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