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#60 Tapetenwechsel (16. bis 18. Lamashan, 4713 AZ)

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Jakob

Jakob

Eine Erzählung von Faquarl

1. Annexion

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Zwei Tage sind vergangen seit wir Grottai besiegten. Längst schon hätte ich mich unter die Kerzeninsel begeben wollen, um in den Pnakotischen Manuskripten zu lesen. Doch ich bat Kevil und Moraven mich zu begleiten, einiger Schutzvorkehrungen wegen. Die Macht des Folianten ist unberechenbar. Der Fürst jedoch hatte anderes im Sinn. Er hantierte mit einigen Schriftrollen und als wir ihn fragten, was er damit anzustellen gedenke, erhielten wir nur wirre Antworten. Er arbeite an einem ausgefeilten Plan, wolle den Getäuschten im Falle einer Ausspähung Angst einjagen, ihn faszinieren und seine Gedanken manipulieren. Es dauerte einige Zeit, bis wir erkannten, dass er von dem Schmuggler Qehnumre sprach, welchem Moraven ein nicht einzuhaltendes Versprechen gab. Offenkundig befürchtet der Fürst, dass dieser Rache nehmen könnte und versucht entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Ich will nicht behaupten, dass der Schmuggler nicht zu derartigem fähig sei, er bewies außerordentliches Geschick im Umgang mit magischen Schriftrollen, doch halte ich dies weder für wahrscheinlich noch für die größte aller möglichen Gefahren. Wir haben den Pakt mit Vordakai gebrochen und seinen Leibwächter ein für alle Mal ausgelöscht. Ich will jedoch nicht länger warten und dränge darauf der Kerzeninsel erneut einen Besuch abzustatten. Kaum habe ich angesetzt, klopft es an den Holztoren zur großen Halle der Hirschfeste und Kesten Garess tritt ein.

Der Marschall hat den monatlichen Bericht über die Vorräte der Hirschfeste aufgestellt. Mit fester Stimme verkündet er, dass die Rivien in den letzten Monaten Nahrungsmittel von umliegenden Nationen hat importieren müssen, nun aber ein Viehhof in Dreistrom errichtet und vermehrt in Fischerreibetriebe entlang des Krummflusses investiert wird. Daraufhin beginnt er mit der langatmigen Aufzählung von Lebensmitteln, welche derzeit in den Kellern der Burg gelagert werden. Ich schweife in Gedanken ab, studiere nebenbei ein Buch über die Hochkulturen der Inneren See, welches ich mir von der Kundschafterloge ausgeborgt habe. Plötzlich reißt mich ein markerschütternder Ton aus meinen Gedanken. Erschrocken blicke ich auf. Moraven hat auf seiner Laute ein fürchterliches Lied angestimmt, welches einen Jeden im Raum erschaudern lässt. Ich muss die mich überkommende panische Angst niederkämpfen, doch Mina, Kevil, Kesten und Gwin lassen alles stehen und liegen und ergreifen Hals über Kopf die Flucht vor dem Fürsten und seinem grausigen Lied. Alexander blickt Moraven völlig verdutzt an, Thuul steht die Wut ins Gesicht geschrieben und Magni versucht gegen den Lärm anzubrüllen. Was ist in Moraven gefahren? Nach wenigen Momenten unterbricht er sein Spiel, der Spuk ist vorüber. Doch er ignoriert die Fragen des Generals und des Hohepriesters und blickt abwesend in seine Handfläche. Ich erkenne, dass er konzentriert in einen kleinen Spiegel blickt und beginne zu verstehen. Sein Zauber ist tatsächlich angeschlagen und nun versucht Moraven seinen Plan in die Tat umzusetzen. Ich lasse meinen Arkanen Blick durch den Raum schweifen, kann jedoch keinen Ausspähungssensor mehr ausmachen. Mit seinem furchtbaren Geheule hat er vermutlich Qehnumres Zauber gestört und nun versucht er herauszufinden, wo er sich aufhält. „Wo ist der Schmuggler?“, frage ich leise, doch Moravens Antwort lässt auf sich warten. „Absalom vielleicht“, vermutet der Fürst. „Aber ich verstehe nicht. Er scheint beschäftigt zu sein. Nichts deutet darauf hin, dass er mich soeben ausgespäht hat.“ Unterdessen sind all diejenigen wieder zurück in die Halle gestolpert, welche soeben Reißaus nahmen. Verängstigte, verwirrte und verärgerte Stimmen prasseln auf den Fürsten ein. Und nun nehme ich den Sensor war. Er schwebt wenige Meter über Kevils Kopf. Umgehend versuche ich ihn zu bannen, scheitere aber bei meinem ersten Versuch. Kevil blickt mich irritiert an und ich deute vielsagend auf den unsichtbaren Sensor über ihm. Ich setze zu einem zweiten Versuch an, aber noch ehe ich den Zauber vollendet habe, sehe ich aus dem Augenwinkel, wie im hinteren Teil der Halle ein großes violettes Portal erscheint und den Blick auf den Rumpf eines Schiffes freigibt. Erschrocken halte ich inne.

Der hölzerne Schiffsrumpf schabt ächzend über den Steinfußboden und verursacht dabei einen Lärm, welcher alle aufgebrachten Stimmen übertönt. Auf dem Schiff befinden sich ein Dutzend düsterer Gestalten. Belebte Rüstungen tummeln sich an Deck. Durch ihre Visiere starrt dunkle Leere und jene, welche keinen Helm tragen, gleichen kopflosen Rittern. Ganz vorne am Bug steht ein Thanadaimon. Obwohl in diesen Hallen kein Windhauch geht, weht seine Kutte geisterhaft um ihn. Seine Konturen sind unscharf. Der schemenhafte Fährmann, welcher sein Schiff für gewöhnlich über den Styx lenkt, blickt von dort oben auf uns herab und erteilt stumme Befehle. Zu seiner Rechten steht eine blasse Kreatur, bei der es sich weder um einen Daimonen noch um einen Untoten handelt. Sie hat menschliche, weiblich anmutende Züge, aber ihre Haut ist weiß und makellos und steht in auffallendem Kontrast zu der sie umgebenen Düsternis. Augen und Haupt sind mit Leinentüchern verbunden. Ich habe jedoch nur Augen für die dritte Gestalt in vorderster Front. Dort steht Mareen, untot, mit blutunterlaufenen Augen und einem mir gänzlich fremden Ausdruck. Von ihrer Lebensfreude und ihrem spöttischen Witz ist nichts geblieben, stattdessen steht ihr die Gier und der Blutdurst ins Gesicht geschrieben. Sie scheint meinen Blick zu spüren, fixiert mich und verwandelt sich. Während ihrer Transformation quillt Blut aus den Ritzen ihrer Rüstung und noch bevor sie gänzlich die Gestalt eines Werwolfs angenommen hat, springt sie fauchend über die Reling auf mich zu.

#60 Tapetenwechsel (16. bis 18. Lamashan, 4713 AZ) Thanad10#60 Tapetenwechsel (16. bis 18. Lamashan, 4713 AZ) D5pl8p10#60 Tapetenwechsel (16. bis 18. Lamashan, 4713 AZ) Mareen10#60 Tapetenwechsel (16. bis 18. Lamashan, 4713 AZ) Armoru10

Moraven wirbelt herum und schleudert den ungebetenen Gästen einen Zauber entgegen. Der kleine Spiegel gleitet ihm dabei aus den Fingern und zerschellt am Boden in tausende kleine Splitter. Die erste Phantomrüstung, welche die Reling herunter geklettert kommt, wird von Alexanders Guisarme aus dem Gleichgewicht gebracht, geht krachend zu Boden und sogleich geht Magnis Hammer auf sie nieder. Der Thanadaimon gleitet von Deck und strahlt eine furchteinflößende Aura aus. Ich bekomme es mit der Angst zu tun, mein Sichtfeld verengt sich, ich nehme nur noch seinen rasselnden Atem wahr und meine unter der Kapuze ein brodelndes Leuchten zu sehen. Panisch ergreife ich die Flucht, bekomme Mina am Arm zu fassen und finde mich im nächsten Moment im Magierturm wieder. Ich sehe die alten Bilder: Den Interlokutor mit meinem Herzen in seinen Händen und mein Brustkorb, welcher von blutbeschmiertem Operationsbesteck offengehalten wird. Ich spüre etwas Kaltes an meinen Lippen und dann eine Flüssigkeit, die meinen Rachen hinabläuft. Instinktiv versuche ich auszuspucken, doch jemand presst meinen Kiefer zusammen. Die Panik weicht, ich schnappe nach Luft, schlage die Augen auf und Blicke in Minas Gesicht. Sie hält eine geleerte Phiole in Händen. Dankbar nuschele ich einige wirre Worte, rapple mich auf und teleportiere mich zurück in die Hirschfeste, zurück in den Kampf.

Vor mir ragt Alexander auf, zu doppelter Größe angewachsen. Der Ritter steht inmitten der Halle, die gut fünf Meter lange Stangenwaffe in beiden Händen und bringt einen heranstürmenden Gegner nach dem anderen zu Fall. Magni ist von dem Thanadaimonen und gut einem halben Dutzend Phantomrüstungen umstellt, welche von allen Seiten mit ihren mächtigen Zweihändern auf den Zwergen einprügeln. Moravens Lied hallt von den Wänden wider. Die Klaren Klänge seiner Laute übertönen das Scheppern und die Schreie. Mit Schrecken sehe ich, dass Kesten sich Mareen in den Weg gestellt hat. Die untote Werwolfsfrau weicht Kestens Hieb aus, nutzt seinen Schwung und lässt ihn mit voller Wucht in ihr Stachelschild krachen. Mit einem Gegenangriff streckt sie ihn nieder und noch bevor er auf dem Boden aufschlägt schnappt ihr kräftiger Kiefer zu. Sie reißt ihm eine tiefe Wunde in die Flanke. Kesten hat nicht einmal mehr die Möglichkeit einen Schrei auszustoßen. Reglos bleibt er am Boden liegen, während Blut seinen Waffenrock dunkel färbt.

Einen Moment zu spät schlingen sich goldene Ketten um Mareen. Sie hat mit diesem Angriff nicht gerechnet und kann nur noch zusehen, wie ihre Gliedmaßen von Kevils Zauber gefesselt werden und sie bewegungsunfähig an Ort und Stelle fixieren. Obwohl das Tor, durch welches der Thanadaimon mit seinem Schiff und seiner Besatzung erschienen sind, sich bereits wieder geschlossen hat, erscheinen einige Suspiridaimonen in der Großen Halle. Diesen ausgemergelten Gestalten mit Rabenkopf sind wir bereits in Restov begegnet. Sie hüllen Kevil und mich in eine Wolke aus bestialischem Gestank. Ich kann die Übelkeit niederkämpfen und flüchte mich aus dem giftigen Dunst. Noch immer befindet sich der magische Sensor über Kevil. Wie konnte ich mich von den Befürchtungen des Fürsten derart blenden lassen? Nicht Qehnumre ist es, welcher uns aus der Ferne beobachtet, sondern Vordakai. Ich deute auf den Sensor und Kevil gelingt es tatsächlich den Zauber des Zyklopen zu bannen. Doch dies macht dem Spuk kein Ende. Immer mehr Suspiridaimonen erscheinen und ihre Anwesenheit lässt die Luft in der Halle flimmern. Mareen kämpft sich unterdessen aus den Ketten frei und Magni wird gleich dreimal von heftigen Schwerthieben getroffen und geht in die Knie. Moraven und ich lassen eine gewaltige Steinmauer aus dem Boden wachsen, welche das Schlachtfeld in zwei Hälften teilt und den Zwergen von einem Großteil der Angreifer abschirmt. Im Augenwinkel sehe ich, wie Kesten sich wieder aufrappelt. Verwundert stelle ich fest, dass einige seiner Wunden verschlossen wurden. Dann bemerke ich einen grauen Schemen über den Boden huschen. Gwin! Ich und vermutlich auch alle anderen hatten sie aus den Augen verloren. Sie muss den Marschall zurück ins Leben geholt haben, doch auch Mareen entgeht dies nicht. Zähnefletschend wendet sie sich ihm erneut zu. Bevor sie ihn ein zweites Mal in Stücke reißen kann, lass ich ihn vor ihren Augen verschwinden. Ärgerlich schaut sie sich nach einem neuen Opfer um und stürzt sich auf Moraven. Weil Alexander alle Gegner, welche sich Magni zu nähern versuchen von den Füßen reißt und Thuul ebenfalls einige der Phantomrüstungen auf sich zieht, ist es dem Zwergen mittlerweile gelungen sich aufzurappeln. Zu dritt nehmen sie den Thanadaimon in die Mangel. Die Waffe des Legionärs vermag nicht viel Schaden anzurichten, doch Magnis geweihter Hammer macht der Ausgeburt des Abaddon ein Ende.

Dies verschafft uns aber keine Atempause. Die Suspiridaimonen lassen sich von der Steinwand nicht aufhalten und teleportieren sich erneut ins Kampfgetümmel, die blasse, menschenähnliche Kreatur fliegt über der Barrikade und schwächt uns mit einem Strahl aus negativer Energie, angeschlagene Phantomrüstungen werden von ihren Kameraden geheilt und schließlich erscheint auch noch eine weibliche, gehörnte Gestalt mit bläulicher Haut und einem dritten Auge auf der Stirn. Vermutlich handelt es sich um den Erodaimonen, dem wir bereits in Restov begegnet sind und welcher unsere Gefährten in das Portal nach Uske-Zradnirras lockte, aus welchem Mareen nicht mehr entkam. Es scheint aussichtslos, der Strom an Daimonen reißt nicht ab. Gerade noch weiche ich der langen Zunge eines Suspiridaimonen aus, da materialisieren sich zwei Zyklopen in der Halle der Hirschfeste.

#60 Tapetenwechsel (16. bis 18. Lamashan, 4713 AZ) Vordak12#60 Tapetenwechsel (16. bis 18. Lamashan, 4713 AZ) Jeskal10

Die Zeit scheint einen Atemzug lang stillzustehen. Jeskalchon der Verzehrer, ein vollständig skelettierter Zyklop mit pechschwarzen Knochen mit einem klaffenden Loch inmitten seines Schädels, aus dessen Innern ein helles Leuchten hervorgeht, taxiert die Kämpfenden auf der Suche nach einem ersten Opfer. Neben ihm steht Vordakai, der Leichnam mit glühend rotem Auge. Seine Stimme füllt die gesamte Halle aus: „Viel zu lange habe ich zugelassen, dass ihr mir wieder und wieder in die Quere kommt. Hiermit annektiere ich Rivien als Teil meines Imperiums. Euch werde ich töten.“ Die Betonung der Worte ist eigentümlich, wie von einem Fremden, der dieser Sprache nicht mächtig ist und trotzdem lassen sie mir das Blut in den Adern gefrieren. Obwohl ich damit gerechnet hatte, dass Vordakai den Tod Grottais rächen würde, obwohl ich etwas derartiges habe kommen sehen, trifft es mich wie ein Faustschlag ins Gesicht. Es ist zu Ende. Wir brauchen nicht mehr kämpfen, denn hier können wir nur noch verlieren. Zeit sich aus dem Staub zu machen und all das hinter uns zu lassen, was wir in den vergangenen Jahren aufgebaut haben.

Bestürzt muss ich mitansehen, wie der Kampf unvermittelt weiter tobt. Gwin durchlöchert Mareen mit vier oder fünf Pfeilen, sodass sie von Moraven ablässt. Anstatt diesen Moment zu nutzen, wirkt der Fürst irgendeinen Zauber, nur nicht jenen, welcher ihm die Haut retten könnte. Thuul weicht nicht von der Seite seiner Gefährten und schickt uns heilsame Wellen positiver Energie und Kevil lässt einen der Rabendaimonen in Flammen aufgehen. Allesamt hätten sie die Möglichkeit gehabt die Beine in die Hand zu nehmen, dieser misslichen Lage mit Hilfe von Teleportaionszaubern zu entkommen und dabei noch den ein oder anderen Gefährten mitzunehmen. Atemlos bahne ich mir einen Weg zwischen den Daimonen und keuche „Flieht, ihr Narren. Flieht!“ Unterwegs bekomme ich die rote Robe des Hexenmeisters und den Saum von Alexanders blauem Umhang zu fassen. Magni schöpft verzweifelt Kraft und spurtet mir entgegen. Er hält seinen Schild über seinen Schädel, und kann die schweren Hiebe der Phantomrüstungen parieren. Ich wirke den Zauber und entfessle die Magie in dem Moment, in welchem der Zwerg meinen freien Arm zu fassen bekommt. Der Raum vor mir verschwimmt und das letzte was ich sehe sind Moraven, Gwin und Thuul, welche aus der Halle rennen. Gwin erreicht als erste die Tür, doch die Flucht des Halb-Orks wird brutal vom Schild Mareens gestoppt. Er taumelt rücklings gegen die Wand und geht zu Boden.

2. Die Sternwarte
Ein zweites Mal binnen wenigen Augenblicken erscheine ich im Magierturm. Mina erkennt sofort den Ernst der Lage und holt unserer Tochter aus dem Nebenzimmer. Unterdessen raffe die wichtigsten unserer Habseligkeiten zusammen. Bücher, Schriftrollen, Aufzeichnungen, das lebensgroße Gemälde Tessaraels und die Statue des falschen Propheten – alles verstaue ich in dem schier unerschöpflichen Beutel an meinem Gürtel. Ungläubig beobachtet Alexander die Szene. „Ihr wollt doch nicht etwa Euer Fürstentum kampflos aufgeben?“ „Gegen Vordakai können wir nicht siegen. Der Hohe Rat ist geschlagen. Narlgaard wird fallen. Rivien ist verloren“, entgegne ich und meine Worte sind getragen von einer Gewissheit, welche jeden Ehrgeiz im Keim ersticken. Er und alle anderen scheinen dies zu akzeptieren, aber eine Mission hat Alexander noch. „Ich muss zu meinen Soldaten. Ich muss sie warnen. Das ist meine Pflicht.“ Kevil erklärt sich bereit den Ritter zu seinem Heer zu bringen. „Wo treffen wir uns wieder?“, fragt er an mich gewandt. Ich überlege einen Moment. Wohin sollen wir nun fliehen? Für einen Moment ist in meinem Kopf gähnende Leere, doch dann springt mir der Schwan der Lebedas auf Alexanders blauem Umhang ins Auge.  „Silberhalle. Wir müssen mit der Königin sprechen. Und mit etwas Glück auch mit dem König selbst.“

#60 Tapetenwechsel (16. bis 18. Lamashan, 4713 AZ) Silber12

Auf den Straßen Silberhalles herrscht geschäftiges Treiben und Tessarael ängstigt der plötzliche Ortswechsel, sodass sie zu schreien anfängt. Ein Kind von ihrer Statur erregt einige Aufmerksamkeit, wenn es wie ein Säugling im Arm getragen wird und lauthals anfängt zu schreien. Wir ernten missbilligende Blicke, die häufig in Entsetzen umschlagen, wenn die Blutspuren auf unseren Kleidern bemerkt werden. Glücklicherweise lassen Kevil und Alexander nicht lange auf sich warten. Mit Alexander Cornelius an unserer Seite zollt man uns großen Respekt. Viele der Bürger Silberhalles scheinen das markante Gesicht und die wallende Mähne des Ritters zu erkennen. Sie knicksen oder nicken ihm anerkennend und respektvoll zu. Auch am Regierungssitz der Lebedas werden wir nicht aufgehalten. Eine korpulente Frau namens Maja Lebeda empfängt uns und bemerkt sogleich das viele Blut auf Magnis und Alexanders Rüstungen. Entsetzt lässt sie nach einem Priester schicken und will sofort wissen, was geschehen sei. Alexander übergeht ihre Fragen und bittet sogleich um eine Audienz bei der Königin. Maja teilt uns mit, dass diese sich derzeit nicht in Silberhalle aufhalte. Lander leite die Regierungsgeschäfte seit einigen Wochen. „Elanna ist bei Noleski, aber ich kann Euch leider nicht sagen, ob sie in Neu-Stetven anzutreffen sind. Ich bezweifle sogar, dass Lander euch darüber Auskunft geben kann. Der König, müsst ihr wissen, ist etwas geheimnistuerisch. Nun berichtet doch, was ist euch zugestoßen? Ihr seht schwer mitgenommen aus.“ Alexander spielt dies herunter als kleinen Zusammenstoß herunter und bittet darum unverzüglich mit Fürst Lander zu sprechen. Die Dringlichkeit seiner Worte scheinen Maja Lebeda noch mehr zu beunruhigen, doch kommt sie der Bitte Alexanders nach und wenige Minuten später stehen wir dem jüngsten Fürsten Brevoys gegenüber. Er zählt lediglich sechzehn Winter. Ich bestehe für das Gespräch auf einen Ort, welcher sicher ist vor Ausspähungsmagie.

Lander und Alexander begrüßen sich freundschaftlich. Alexander hatte bereits berichtet einer der engsten Vertrauten Landers zu sein. Der junge Fürst vertraut ganz und gar auf sein Urteil, wenn es um militärische Angelegenheiten geht. Durch den schrecklichen Tod seiner Mutter vor einem halben Jahr, als Vordakai ihren Mord als Machtdemonstration vor den Entscheidungsträgern Brevoys inszenierte, lastet in dieser außergewöhnlich brenzligen Situation viel Verantwortung auf seinen Schultern. Auch deshalb hatte ich erwartet, dass seine Schwester ihm zur Seite stehen würde, doch zu meiner Überraschung stellt er uns die Frage, von der wir hofften, er könne sie uns beantworten. „Wo ist die Königin? Wo ist meine Schwester?“ Offenkundig scheint ihr Aufenthaltsort tatsächlich ein gut gehütetes Geheimnis zu sein. Er lässt nach Vormer Fladders schicken, dem Hofmagier der Lebedas, welcher mittels einer arkanen Schriftrolle einen Kontakt herstellen könne. Als sein Name erwähnt wird, beugt sich Alexander zu mir hinüber und flüstert leise. „Ein suspekter Kerl. Ich vertraue diesem Magier nicht. Wir sollten in seiner Anwesenheit nicht zu viel erzählen.“ In meinem Kopf beginne ich mir sogleich einige erschreckende Szenarien auszumalen. War es Herr Fladders, der Vordakai vom Krisenstab berichtete und hatte er beim Tod Saronnas eventuell seine Finger im Spiel? Ich verwerfe den Gedanken. Vordakai verfügt über viele Mittel und Wege, doch es bleibt ein mulmiger Beigeschmack. Lander wird in Abwesenheit des Hofmagiers in aller Kürze von den Geschehnissen in Narlgaard unterrichtet. Er wird sichtlich nervös angesichts dieser Neuigkeiten. „Erst knechtet er die Bewohner Restovs, dann führt uns dieser Vordakai die Verwundbarkeit unseres Hauses vor Augen, indem er meine Mutter ermorden lässt. Jetzt marschiert ein Heer von Untoten durch Brevoy, der Zyklop verleibt sich Rivien ein und Pitax mobilisiert ebenfalls seine Truppen.“ Letzteres ist uns allen neu. Offenbar hat Kai Radov mit Pitax einen Bündnispartner gewonnen. Die Stunde von Irovetti hat geschlagen. Während ein Großteil des brevischen Heeres die Himmelswacht verteidigt ist Neu-Stetven höchst verletzlich. Der selbsternannte König scheint seine Chance zu wittern. Alexander informiert Lander, dass er die dreihundert Soldaten, welche das Haus Lebeda nach Rivien entsandt hatte, angewiesen habe, sich auf den Weg zurück nach Silberhalle zu begeben. Bleibt nur zu hoffen, dass sie schnell genug ihre Lager abbrechen, Vordakai in ihnen keine Gefahr sieht und sie ziehen lässt. Hier in Silberhalle sind kaum Soldaten, welche die Stadt verteidigen könnten. Fürst Lader hofft auf die Unterstützung der Kirche Abadars, welche in Silberhalle noch immer großen Einfluss und weitreichende finanzielle Mittel zur Verfügung hat.

Man bietet uns Speis und Trank an, doch ich bestehe darauf zunächst Königin Elanna zu kontaktieren. Ich berichte in aller Kürze davon, dass wir Grottai, den Heerführer, ausgeschaltet haben, Vordakai und seine Lakaien Rivien annektiert haben, ein Teil des Hohen Rates fliehen konnte, wir um ein Gespräch mit Ihr und dem König bitten und uns derzeit in Silberhalle aufhalten. Umgehend erhalte ich eine Antwort Elannas. „Es tut mir endlos leid. Die Himmelswacht darf nicht fallen. Wir geben dafür alles. Kommt hier her, wir sind es euch schuldig. Bleibt unisichtbar.“ Vormer Fladders Neugierde ist offenkundig, doch ich weiche seinen Fragen aus, indem ich ihm mitteile keine Antwort seitens Elannas erhalten zu haben. Während die anderen speisen, kontaktiere ich Moraven und erfahre, dass er gemeinsam mit Gwin entkommen konnten und sich nun in der Rubinburg befinden. Der Sitz des Königs – der Fürst scheint dieselbe Intuition gehabt zu haben. Er bittet uns baldmöglichst zu ihnen zu stoßen. Somit bringt Kevil uns umgehend nach Neu-Stetven. In dem Moment, da wir den geschützten Raum verlassen, bemerke einen Ausspähungszauber, den ich jedoch abwehren kann. Vordakai scheint uns noch immer auf Schritt und Tritt zu folgen.

Die weit in den Himmel ragende Rubinburg mit ihren spitz zulaufenden Türmen ist von jedem Ort der riesigen Stadt aus zu sehen. Das erste und letzte Mal habe ich sie zur Hochzeit von Noleski und Elanna betreten. An den Toren begegnen uns Vertreter der Surtowa ungehalten und fast schon feindselig. Jedoch ist in ihren Blicken und ihrem Gebärden auch etwas anderes herauszulesen: Angst. Man lässt weder aus Freundlichkeit noch des Anstands wegen in die Burg, sondern man wagt es nicht uns zu widersprechen. Und jene, welche es doch tun, machen dies nur halbherzig. Der Hofmagier Emil Binns beäugt uns misstrauisch und schlecht gelaunt, führt uns aber schweigend zu Moraven und Gwin. Erleichtert stelle ich fest, dass es ihnen gut geht. Eilig werden die Geschichten ausgetauscht. Was geschah, nachdem wir uns in Sicherheit brachten, gibt es Neuigkeiten aus Narlgaard und wie umgehen mit dieser Situation?

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Gwin berichtet aufgeregt von der halsbrecherischen Flucht. „Ich habe es irgendwie aus der Halle geschafft. Als ich mich umgesehen habe war Moraven hinter mir. In meiner Panik habe ich ganz vergessen, dass ich mich mit den Teleportationsstiefeln hätte in Sicherheit bringen können.“ Dann wird ihr Blick düster. „Thuul hat es nicht geschafft. Er lag am Boden. Ich habe nur noch einen schwarzen Strahl aus dem Auge Jeskalchons auf ihn niederfahren sehen und als er von einem Zauber Vordakais erfasst wurde, schien er zu ersticken.“ Es ist eine ganze Zeit lang still. Thuul war ein loyaler Gefährte und stoischer Krieger. Er zögerte nicht sich zwischen Freund und Feind zu stellen. Selbst im Angesicht von Vordakai und Jeskalchon zog er es vor uns beizustehen, anstatt die Flucht zu ergreifen. Bleibt zu hoffen, dass er mit seinem Tod Ruhe finden wird und Vordakai ihn nicht als untote Marionette auferstehen lässt, wie er es mit Mareen tat.

Gwin fährt niedergeschlagen fort. „Moraven hat uns direkt in die Rubinburg gebracht. Natala war wenig erfreut uns zu sehen, insbesondere als wir sie auf den magischen Sensor aufmerksam gemacht haben, der Moraven stetig verfolgte. Vordakai hat uns nicht aus dem Auge gelassen. Wir konnten ihn nicht entfernen und auch dieser Binns ist gescheitert.“ Moraven unterbricht die Ausführungen Gwins. „Hier sind wir jedoch sicher, der Raum ist mit Blei ausgekleidet. Ich habe eine Audienz beim König gefordert, doch angeblich ist er schon seit Wochen nicht mehr in der Rubinburg gesehen worden.“ Ich nehme den Faden auf. „Noleski und Elanna befinden sich in der Himmelswacht. Ich habe eine Nachricht von der Königin erhalten. Sie hat angeboten uns dort zu empfangen. Das scheint jedoch geheim zu sein. Niemand weiß davon. Weder die Surtowa noch die Lebeda. Selbst Lander hatte keinen blassen Schimmer wo sich seine Schwester aufhält.“ Moraven ist sichtlich überrascht. „Himmelswacht?“ Gwin hingegen kann ihre Freude kaum verbergen. „Himmelswacht! Ich wusste es. Alles in diesem Konflikt dreht sich um diesen Ort. Wir müssen herausfinden was sich dort befindet!“

Vorerst müssen wir uns jedoch um unser eigenes Fürstentum kümmern. Seit unserer Flucht sind einige Stunden vergangen. Moraven hat bereits Elgin Baelor kontaktiert und in den nächsten Stunden hält er uns mit Verständigungszaubern auf dem Laufenden. Vordakai ist in Gestalt Kai Radov vor das Volk getreten und hat die Bewohner der Stadt informiert, dass Rivien ab sofort zu Pitax gehöre. Als Grund für die Annexion wird der heimtückische Mord an einem Vertrauten Kai Radovs durch Mitglieder des Hohen Rates angeführt. Kai Radov betont, dass es sich um eine friedliche Übernahme handelt. Offenkundig scheint dies im Augenblick zuzutreffen. Es herrscht einige Unruhe in der Stadt, doch es kommt nicht zu blutigen Auseinandersetzungen. In Narlgaard werden weder Daimone noch Urdefhane gesichtet und niemand macht Jagd auf die Bürger. Einige Mitglieder und enge Vertraute des Hohen Rates werden in der Hirschfeste gefangen gehalten, darunter Kesten Garess, Melvin Walzkamm und Jana Bheel. Auf unsere Bitten hin teleportiert sich Elgin gemeinsam mit Layra sowie Konrad und Freya Grom’Kul in die Golushkinberge.

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Trotz des kühlen Empfangs in der Rubinburg verwehrt man uns nicht die Annehmlichkeiten guter Gastfreundschaft. Das Zimmer wird mit Betten hergerichtet, doch kaum jemand findet einen ruhigen Schlaf. Immer wieder schrecke ich aus meiner Trance hoch und meine kreisenden Gedanken halten mich hellwach. Entsprechend übernächtigt machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zur Himmelswacht. Die Surtowas sind angesichts unserer frühen Abreise erleichtert, wobei sie meist ihren Hofmagier Binns vorschicken. Natala bekommen wir nicht noch einmal zu Gesicht. Nachdem ich Mina und Tessarael nach Winterklippe gebracht und Kozek über die aktuellen Geschehnisse informiert habe, erreiche ich die Himmelswacht noch vor der Mittagsstunde. Die Sternenwarte am Rande der Raueisgipfel ist ein imposanter Anblick. Ich vermag nicht abzuschätzen wie viele Meter sie in die Höhe ragt, aber zweifelsfrei ist es das höchste Gebäude, welches ich jemals erblickt habe. Die Kuppel, von welcher Gwin berichtete, verschwindet in der tiefhängenden Wolkendecke. Ihr zu Füßen ist ein Meer von Zelten und Bannern zu sehen. Viele hundert Soldaten des brevischen Heeres errichten Verteidigungsanlagen. Als ich unsichtbar über das Heerlager hinweg gleite, erhasche ich einen Blick auf einen Kommandanten: Hrass Zom’Fadul, ein Tiefling, der unter Jomani Surtowa die Stadtwache Restovs befehligte. Offenbar hat er, im Gegensatz zu Jomani, nach dessen Absetzung einen neuen angesehenen Posten gefunden. Die Heermachtführerinnen Nikita und Valentina kann ich nicht erspähen, aber bald finde ich Moraven, Magni, Kevil, Gwin, Alexander und auch Eskel. Ein Eingang, so hat Königin Elanna Lebeda mir mitgeteilt, befindet knapp unterhalb der Kuppel. Oben angekommen ist die Luft feucht und kühl. Unsere Kleider sind klamm und der Wind lässt uns frösteln. Die Pforte ist verschlossen und auf den ersten Blick erkenne ich viele, sich überlagernde magische Schutzmechanismen. Doch wir müssen nicht lange warten, ehe sie aufschwingt und wir Königin Elanna Lebeda gegenüberstehen.

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Wir werden eilig hineingebeten und finden uns in einem düsteren, fensterlosen Gebäude wieder. Die Architektur ist uns fremd und die Gänge knicken in merkwürdigen Winkeln ab, sodass ich schnell die Orientierung verliere. Ohne zu wissen weshalb senke ich meine Stimme, als ich einige Worte mit Elanna wechsle. Kurz berichte ich von den Ereignissen, übermittle Grüße und gute Wünsche ihres Bruders und finde einige anerkennende Worte für ihn. Leider werden meine Hoffnungen auf ein Gespräch mit dem Königsregenten erneut zerschlagen. „Ihr werdet nicht mit Noleski sprechen können.“ Magni will protestieren, doch in diesem Moment bittet sie uns mit einer einladenden Handbewegung in einen seltsam anmutenden Raum. „Seht selbst.“

Am gegenüberliegenden Ende des Raumes ist ein geöffnetes Portal. Es gibt den Blick frei auf ein Firmament mit bunten Lichtern, welches nichts gemein hat mit dem uns bekannten Himmelsgewölbe. Ein Firmament aus einer anderen Welt. Und doch kommt es mir bekannt vor. Ich bin fasziniert von dem Anblick. Schließlich ereilt mich meine Erinnerung. Ich sah eben jenes Firmament in der Vision, welche uns die alte Vettel in ihrer maroden Hütte am Ufer des Hauerwassers zeigte. Elanna weicht unseren Fragen aus. Dieses Portal und alles dahinter sei privat und gehe nur sie und Noleski etwas an. Ich versuche mir das Bild der Vision zu vergegenwärtigen. „Zwei Schatten. Lieblich. Das Firmament.“, murmle ich memorierend. Ja, damals sahen wir zwei Gestalten vor dem Firmament! Waren das etwa Elanna und Noleski? Mein Blick schweift weiter durch den Raum und was ich sehe, kommt mir ebenfalls bekannt vor. Alle Wände sind zugestellt mit gewaltigen, fremdartigen Apparaturen, welche durch Zahnräder, Rohre und Schläuche miteinander verbunden sind. Derartige Maschinen haben wir unter der Hobgoblinfeste, dem Keller von Tessaraels Turm, vorgefunden. Sie brachten uns in den Limbus und sie waren es, welche das Zwielichtreich mit der Energie des umliegenden Landes speisten. Ohne ihre Funktion jemals im Detail ergründet zu haben, zerstörten wir sie aus Angst davor, was sie anrichten konnten. Von diesen Apparaturen führen einige der Schläuche in die Mitte des Raumes. Dort sitzt eine ausgemergelte Gestalt. Mit gekrümmten Rücken kauert sie dort, die Konturen von Wirbeln und Rippen sind unter dem verschwitzten Leinenhemd deutlich zu erkennen, welches ursprünglich wohl mal weiß gewesen war. Nur bei genauem Hinsehen ist das schwache Heben und Senken des Brustkorbs auszumachen. Eine Kapuze ist weit ins Gesicht gezogen und langes, sprödes, weißes Haar fällt über das Gesicht des Mannes. Geräuschvoll atme ich aus, als ich erkenne wer uns hier gegenübersitzt. Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Auch Moraven ist ihm bereits begegnet. Leise, aber laut genug, dass Elanna seine Worte vernehmen kann, flüstert er seinen Namen: „Artyom“

#60 Tapetenwechsel (16. bis 18. Lamashan, 4713 AZ) Firmam10#60 Tapetenwechsel (16. bis 18. Lamashan, 4713 AZ) Appara10

Elanna hält einen Moment inne, zieht die Augenbrauen hoch und mustert den Fürsten. Dann nickt sie bedächtig. „Er hält die Zyklopen ab in diesen Ort einzudringen. Seine Lebenskraft ist nötig, um Teleportationen ins Innere des Gebäudes zu verhindern. Die Himmelswacht ist ein Katalysator. In den Händen Vordakais vermag sie unendliche Zerstörung anzurichten.“ Während sie das sagt, holt sie eine Phiole und eine Schriftrolle hervor, trinkt den Inhalt des Fläschchens und wirkt einen Genesungs-Zauber auf den geschwächten Artyom. „Viermal täglich muss ich ihn auf diese Weise aufpäppeln, damit er die nötige Energie aufbringen kann. Bitte sprecht ihn nicht an und stört seine Konzentration in keiner Weise. Noleski befürchtet, dass bereits die Kleinste Schwäche den Zyklopen die Möglichkeit bietet die Schutzmechanismen dieser Hallen zu umgehen.“ „Wie lange“, fragt Eskel, „ist er schon an diese Maschinen angeschlossen?“ „Seit den Geschehnissen in Restov hat er diesen Ort regelmäßig aufgesucht. Seit nunmehr zwei Wochen sitzt er hier, Tag und Nacht.“ Magni ist entsetzt „Und er schläft nicht?“ Elanna verneint dies. Offenkundig scheint Noleski ihr einiges erklärt zu haben, doch den genauen Mechanismus der Apparaturen, weshalb seine Lebenskraft benötigt wird und wie er dadurch die Schutzvorkehrungen der Himmelswacht aufrecht erhält kann sie uns nicht erklären.

In den folgenden Stunden durchstreifen wir neugierig die Sternenwarte und erkunden das zyklopische Bauwerk. Neben den Apparaturen, an welche Noleski angeschlossen ist, entdecken wir weitere fremdartige magische Technologien. Diese wurde nicht von den Zyklopen entworfen, sie müssen diese Kenntnisse durch den Kontakt mit einem anderen, hochentwickelten Volk erworben haben. Mit entsprechender Erkenntnismagie erfahren wir, dass an diesem Ort nicht nur mächtigste Magie fließt, sondern diese auch kanalisiert werden kann. Es lassen sich Brücken zwischen Existenzebenen bauen oder gar neue Existenzebenen erschaffen. Die Magie der Himmelswacht verhalf den Zyklopen den größten Krieg um das Reich Koloran zu ihren Gunsten zu entscheiden. Nach der Ära der Zyklopen gerieten die Geheimnisse der Himmelswacht in Vergessenheit, sie verkam zu einem großen Rätsel, welches seither nie wieder vollständig entschlüsselt wurde.

Auf unserem Streifzug stoßen wir auf eine kleine Bibliothek. Zwischen den Bücherregalen an den Wänden befinden sich zahlreiche Sternkarten und von der Decke hängen Modelle von Planeten und ihren Monden. Neben Golarion erkenne ich Akiton den Roten, Bretheda den Ursprung und natürlich Liavara die Träumerin. Fasziniert überfliege ich die Titel auf den uralten Buchrücken. Berichte von Interplanetarreisenden, Beschreibungen der Himmelskörper und deren Umlaufbahnen sowie Anleitungen zur systematischen Beobachtung der Sterne. Doch sind es nicht die Bücher, welche meine Aufmerksamkeit fesseln. Wie hypnotisiert erklimme ich zielstrebig die kurze Wendeltreppe. Auf der Empore befindet sich ein riesiges Teleskop. Nach Sonnenuntergang werfe ich einen Blick hindurch. Niemals zuvor habe ich so viele Sterne gesehen. Die sonst tiefschwarzen Weite zwischen den Sternen ist farbig wie nie. Das Firmament leuchtet mitternachtsblau und manchmal gar violett. Ein Himmelskörper erscheint besonders groß, seine Oberflächenstruktur ist gut zu erkennen. Ist das der Mond Golarions oder ein anderer Planet? Ich halte Ausschau nach der Mondnarbe, aber mein ungeübtes Auge ist nicht im Stande sie zu erkennen. Gedankenverloren blicke ich in die endlose Weite des Universums und beginne zu realisieren wie unendlich weitläufig die Materielle Ebene doch ist. Zahllosen fernen Welten, welche weniger erforscht sind als die die absonderlichsten Existenzebenen der Inneren und Äußeren Spähren. Etwas tippt mir auf die Schulter und ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Gwin drängelt ungeduldig. „Nun habt Ihr lange genug hindurchgesehen. Jetzt bin ich an der Reihe."

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Sechzigste Sitzung am Samstag, den 5. April 2020 online über Discord.
Mit Tobi, Miles, Lucas, Toni, Ilka, Anton und mir.



Zuletzt von Jakob am So Dez 20, 2020 9:34 pm bearbeitet; insgesamt 4-mal bearbeitet

2#60 Tapetenwechsel (16. bis 18. Lamashan, 4713 AZ) Empty Tagebucheinträge Mo Apr 20, 2020 10:18 pm

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Tagebucheinträge vom 16. bis 18. Lamashan 4713 A.Z.:

16. Lamashan 4713 A.Z. - Und sie laufen noch
17. Lamashan 4713 A.Z. - Rache
18. Lamashan 4713 A.Z. - Fragen an den schweigenden Königsregenten



Zuletzt von Jakob am Mo Apr 20, 2020 10:24 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

3#60 Tapetenwechsel (16. bis 18. Lamashan, 4713 AZ) Empty Und sie laufen noch Mo Apr 20, 2020 10:19 pm

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4#60 Tapetenwechsel (16. bis 18. Lamashan, 4713 AZ) Empty Rache Mo Apr 20, 2020 10:23 pm

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