Ein Reisebericht von Faquarl
1. Die Retter der Rußschuppen
Wie erwartet erreicht Eskel mit unseren Pferden nach weiteren zwei Tagen den vereinbarten Treffpunkt. Wir konnten uns ein windgeschütztes Lager errichten und Ava und Moraven pflegen, wodurch es ihnen schon deutlich besser geht. Der Barde klagt zwar noch über Einschränkungen, aber das hindert uns nicht daran in Richtung der Koboldmine weiterzuziehen. Die Winzlinge nehmen wir mit, um sie den Kobolden auszuliefern. Laira macht sich mit Finnvarra auf den Weg zu Oleg’s Handelsposten. Dort will sie den Brief Jomanis, welcher hoffentlich bald eintreffen wird, entgegennehmen und die ersten nötigen Vorkehrungen treffen, um das sich anbahnende große Projekt der Zivilisierung des Grüngürtels vorzubereiten.
Nach weniger als einem Tagesmarsch erblicken wir aus einiger Entfernung einen Felsspalt. Dabei handelt es sich um den Eingang zur „Eichenwipfel-Silbermine“, der Behausung der Kobolde. Wir reiten darauf zu und Mik-Mek schreitet voran. Der Kobold vertraut uns deutlich mehr seit wir ihn als Geretteten und nicht mehr als Gefangenen behandeln. Vor der Mine ist ein Käfig aufgebaut, in welchem ein Winzling gefangen gehalten wird. Zu schade, dass wir diesem Kleinkrieg bedauernswerter Kreaturen ein so jähes Ende gesetzt haben. Es wäre sicherlich unterhaltsam gewesen diesen zu verfolgen und für die ein oder andere Geschichte hätte er vermutlich guten Stoff geliefert.
Ein Kobold springt hinter einem Felsen hervor und versperrt uns den Weg. Er ist sichtlich irritiert den vermissten Mik-Mek in unserer Begleitung wiederzutreffen. Unser kleiner Koboldfreund kann seinen Stammesgenossen Nak-Pik schnell davon überzeugen, dass wir heldenhafte Verbündete sind und durch respektvolles Auftreten meinerseits, will er uns auch sofort zum Schamanen Tar-Tuk führen. Vorher müssen Turalyn und Eskel ihre größten Waffen abgeben, aber das Meiste können wir behalten. Vorsichtshalber nehmen die beiden Nak-Pik, der Mühe hat ihre Schwerter zu tragen, in ihre Mitte. So können sie sich ihre Waffen jederzeit beschaffen, sollte es zu einem Kampf kommen. Diese Kobolde sind deutlich naiver als ich es ihnen zugetraut hätte. Wir werden durch enge Gänge vorbei an einigen Falltüren zu Tar-Tuk geführt, was an sich schon etwas merkwürdig ist. Wer hat hier das Sagen – der Häuptling Rußschuppe oder der Schamane Tar-Tuk? Das scheinen selbst die Kobolde nicht genau zu wissen, aber auch jetzt zeigt sich, dass sie vor dem Schamanen große Angst haben. Haben sie eben noch ihre Retter mit stolzgeschwellter Brust durch ihre Mine geführt, werden sie immer unsicherer und ängstlicher, je näher das Treffen mit Tar-Tuk rückt.
Wir betreten das Gewölbe und stehen einem violett geschupptem, gedrungenem Kobold gegenüber, welcher vor einem dampfenden Kessel steht und auf dessen Kopf ein Rabe sitzt. Mit schneidender Stimme spricht er uns unfreundlich und fordern an. Er fragt uns was wir in seiner Behausung zu suchen hätten und reagiert wenig beeindruckt von der Rettung und Wiederkehr Mik-Meks. Doch als ich die Statue des Alten Scharfzahns von einem unsichtbaren Diener hervorholen lasse, ist sein Interesse geweckt. Anstatt uns zu danken, fordert er jedoch die sofortige Übergabe seines Schatzes. Ich bin etwas unschlüssig, denn weshalb sollte ich dieser garstigen Kreatur einen Gefallen tun? Zuerst will ich herausfinden, weshalb diese nicht magische Statue von so außerordentlicher Bedeutung ist und was der Schamane mit ihr anzufangen gedenkt. Dieser reagiert gereizt auf mein Nachforschen und droht uns ironischerweise mit der Auslöschung des Koboldstammes, sollte ich eine Übergabe verweigern. Ich stoppe den Unsichtbaren Diener und lasse die Statue unbeweglich außer Reichweite Tar-Tuks schweben, als mich Moraven auf einen schwarz geschuppten Kobold aufmerksam macht, der sich während unserer Unterhaltung in den Raum geschlichen hat. Unzweifelhaft handelt es sich um Häuptling Rußschuppe. Als ich ihn entdecke stürmt er auf die Statue zu, doch mir gelingt es den Alten Scharfzahn rechtzeitig empor schweben zu lassen, wodurch Rußschuppe ins Leere springt und unsanft auf dem Höhlenboden aufschlägt. Da stürzt der Rabe vom Kopf des Schamanen auf die Gottesstatue zu, ergreift sie und bringt sie seinem Herrn. Moraven wirkt geistesgegenwärtig einen Schmieren-Zauber auf den Alten Scharfzahn, doch Tar-Tuk gelingt es fluchend sie in seinem Besitz zu bringen.
Die Elfenbeinstatue in den Händen haltend, beginnt der Schamane seine magischen Kräfte gegen uns einzusetzen. Aus dem Nichts tut sich unter unseren Füßen eine viele Meter tiefe Grube auf. Uns allen gelingt es zur Seite zu hechten, nur Mik-Mek stürzt in die Tiefe, schlägt hart auf und bleibt reglos liegen. Die restlichen zwei Kobolde fliehen kreischend, nur Rußschuppe packt seinen Speer und versucht auf den Schamanen einzustechen, was ihm jedoch nicht gelingt. Während sich Eskel und Turalyn ihre Schwerter schnappen und ich mich unsichtbar mache, wirkt Tar-Tuk einen weiteren Zauber, woraufhin der Barde und der Paladin schlafend in sich zusammensacken. Glücklicherweise hat der Alchemist eine Dose Riechsalz und kann die zwei mittels des beißenden Geruchs aus dem magischen Schlaf wecken. Mittlerweile hat sich der Schamane durch einen weiteren Zauber aus unserer Reichweite begeben und schwebt nun knapp unter der Höhlendecke. Turalyn will an der Grube vorbei stürmen, verliert jedoch den Halt am abschüssigen, feuchten Boden und stürzt ab. Während Eskel ihn mit einem Seil aus der Grube zieht, lasse ich den Alchemisten zu beachtlicher Größe anwachsen. Unterdessen nehmen Moraven und Ava den schwebenden Kobold unter Beschuss und die Halblingsdame landet einen Treffer mit einem ihrer Flammenbolzen. Als der Paladin in seiner schweren Ritterrüstung aus der Grube gezogen ist, wendet sich der nun riesige Eskel Tar-Tuk zu, fischt den kleinen Kobold mit einer kraftvollen Bewegung aus der Luft und erstickt ihn.
Häuptling Rußschuppe bejubelt den Tod seines Widersachers, welcher seinen Stamm geknechtet hat und für den Tod vieler seiner Krieger verantwortlich war. Er ist uns dankbar und der gesamte Stamm der etwa 20 Rußschuppen feiert uns als Helden und ihre Retter. Als wir uns die gesamte Mine zeigen lassen und uns die Orte der Fallen genau einprägen, knien die Kobolde denen wir begegnen unterwürfig vor uns nieder und weichen ehrfurchtsvoll zurück. Die Statue nehmen wir wieder mit und durchsuchen den Höhlentrakt des Schamanen. Dort können wir einige interessante Dinge finden, darunter einen Zauberstab, einen magischen Stirnreif und sein Tagebuch auf finsterländisch. Daraufhin verabschieden wir uns von Häuptling Rußschuppe, um zum Fort des Hirschkönigs aufzubrechen. Der Koboldstamm stellt keine Gefahr für uns dar und braucht deshalb nicht bekämpft werden, auch wenn es sich um böse und hinterhältige Kreaturen handelt. Sollte es einmal zu einem Interessenskonflikt, beispielsweise aufgrund der Silbermine kommen, können wir diesen eventuell auch auf diplomatischem Wege ohne Blutvergießen lösen.
2. Das Fort des Hirschkönigs
Nachdem wir die Winzlinge mitsamt des Ungeziefers ausgelöscht und den Koboldstamm von ihrem Schamanen befreit haben, ist das Gebiet, welches uns von Jomani Surtowa zur Erkundung zugeteilt wurde, nahezu fertig kartographiert. Doch anstatt zu Olegs Handelsposten zurück zu kehren, wollen wir den Stützpunkt der Banditen überfallen. Das Fort des Hirschkönigs liegt zwar noch etwas weiter im Süden, doch die wildernden Banditen müssen ausgeschaltet werden, wenn wir ein Königreich im Grüngürtel errichten wollen. Somit reiten wir voller Tatendrang und motiviert durch die Erfolge in naher Vergangenheit in Richtung des Forts, welches wir am Fuß des Hauerwassers vermuten.
Als wir dieses am nächsten Tag auf einer Anhöhe aus einiger Entfernung erblicken, fangen wir an Pläne zu schmieden. Wie kann ein Angriff auf den mit Palisaden befestigten Stützpunkt gelingen? Ava verwandelt sich das erste Mal in einen Adler und zieht einige Stunden ihre Kreise über dem Fort. Dadurch findet sie heraus, dass sich dort über ein Dutzend Banditen aufhalten. Besonders fällt ihr ein Halbling auf, welcher ein Wildschwein für das bevorstehende Festessen zur Bleichen Nacht vorbereitet. Bei den restlichen Personen handelt es sich ausnahmslos um Menschen. Einer von ihnen ist enorm kräftig und zwei weitere scheinen das Kommando über die Restlichen zu haben. Der Hirschkönig ist entweder nicht anwesend oder er wird von Ava nicht als solcher identifiziert. Doch angeblich soll dieser durch einen auffälligen Helm gut zu erkennen sein.
Des Weiteren kann Ava erkennen, dass das schwere Holztor durch ein Fallgitter zusätzlich gesichert ist. Eine Person hält vor, eine hinter dem Tor Wache. Außerdem sind auf den drei Wachtürmen je einer der Banditen stationiert. Diese Plattformen sind durch Holzbefestigungen in einigen Metern Höhe miteinander verbunden. Ansonsten befinden sich nicht viele Gebäude im Fort. Die Banditen schlafen anscheinend zum Großteil unter freiem Himmel. Der Innenhof wird von einer Steinmauer abgeschirmt und aus einem der wenigen überdachten Gebäude kann die als Adler getarnte Ava einen beunruhigenden Schrei eines Wesens hören, welches gerade gefüttert wird. Dort scheinen die Banditen irgendein Tier oder gar ein Monster gefangen halten.
Als die Druidin zurückkehrt und uns von ihren Entdeckungen erzählt bricht eine Diskussion über das beste Vorgehen aus. Schnell können wir uns darauf einigen, dass es sinnvoll ist noch zwei Tage zu warten und in der Bleichen Nacht zuzuschlagen. Die Bleiche Nacht ist die Nacht am letzten Tag eines Jahres, die Nacht vom 31. Kuthona auf den 1. Abadius. Man sagt, dass in dieser Nacht die Geister der Personen zurückkehren, welche im vergangenen Jahr verstorben sind, um die Orte aufzusuchen, wo sie gelebt haben. Dabei handelt es sich aber nicht um eine freudige Wiedervereinigung. Die Geister erscheinen der Legende nach aufgrund von Neid oder nicht beigelegten Streitigkeiten, um Rache zu üben und die Lebenden zu peinigen. Deshalb verstecken sich einige in dieser Nacht in ihren Häusern und bringen religiöse Symbole auf den Türen an, um die Geister fern zu halten. Wir alle halten nicht viel von diesen Mythen und gehen davon aus, dass auch die Banditen sich nicht von diesen Geschichten beeindrucken lassen. Doch trotzdem halten wir die Nacht für einen guten Zeitpunkt mit symbolischem Charakter, und sei es nur deshalb, weil die Ganoven nach einem ausgiebigen Festessen vermutlich einiges an Alkohol getrunken haben und eventuell weniger wachsam sind. Doch nachdem dies festgelegt ist bricht eine hitzige Diskussion über die genaue Taktik des Hinterhalts aus. Eine Strategie nach der anderen wird minuziös durchgegangen und wieder verworfen. Wir debattieren noch bis tief in die Nacht hinein, bis wir endlich einen Plan ausgearbeitet haben. In den folgenden zwei Tagen wird dieser immer wieder von uns durchgegangen, hinterfragt und modifizier, sowie Zeichen zur Verständigung vereinbart.
Zwei Tage später ist es dann soweit. Etwa eine Stunde vor Mitternacht verwandelt sich Ava erneut in einen Adler und lässt uns in unserem unauffälligen Lager nahe des Fortes zurück. Es vergeht über eine Stunde bis sie zurückkehrt und uns durch in den Sand gezeichnete Symbole mitteilt, dass die Banditen im Innenhof beim Festmahl sitzen. Erst als sie nach einigen Stunden das dritte Mal wieder kommt entschließen wir, dass der Zeitpunkt des Überfalls gekommen ist. Ein Großteil der Banditen schläft bereits und der Hirschkönig sitzt mit wenigen weiteren noch am Tisch. Ansonsten ist lediglich eine Wache aufgestellt, welche von einem Wachturm zum nächsten patrouilliert. Wir werfen unsern Plan in letzter Sekunde noch einmal um und entscheiden, dass Eskel den Fort unsichtbar infiltriert, da dieser die schlafenden Banditen durch seine Bomben vermutlich schnell ausschalten kann.
Durch den Zauber Spinnenklettern überwindet er die Palisaden problemlos, während wir uns in der Dunkelheit von der Seite nähern, welche nicht durch einen Wachturm eingesehen werden kann. Währenddessen kreist Ava in Gestalt eines Adlers über dem Fort. Sie überwacht unser Vorgehen und kann uns jederzeit warnen. Als wir nicht sonderlich leise im Schutz der Befestigung um das Fort schleichen, wird der Hirschkönig kurz hellhörig. Dies wäre noch einmal gut gegangen, doch als Eskel die hölzerne Verriegelung der Tore anhebt, karren diese unüberhörbar. Ava versucht ein riskantes Ablenkungsmanöver, stößt einen lauten Schrei aus und fliegt im Sturzflug einmal durch das Banditenlager. Das scheint den Hirschkönig noch misstrauischer zu machen und er befiehlt einem seiner Handlanger nach dem Rechten zu sehen. Der Mann namens Akiros geht zum Tor, dessen Riegel nun gut sichtbar geöffnet ist. Doch zu unserem Erstaunen gibt er Entwarnung. Eskel hört ihn flüstern: „Wie viele seid ihr?“, als er unsichtbar an diesem vorbeihuscht. Verwirrt hält er kurz inne, entschließt sich dann aber nichts weiter zu unternehmen und verschwindet hinter der nächsten Mauer.
Wir haben unterdessen nicht mitbekommen was im Innern des Fortes geschehen ist, sondern nur gehört, dass etwas schief gelaufen ist. Weil Ava jedoch kein Signal zum Abbruch gegeben hat, entschließen wir fortzufahren. Jedoch wissen wir nicht, ob der Riegel geöffnet werden konnte. Somit warten wir angespannt vor dem Tor auf das Zeichen zur Stürmung des Lagers. Wenige Augenblicke später hören wir die erste Explosion einer Bombe unseres Alchemisten inmitten der schlafenden Banditen. Wir stoßen das unverriegelte Tor auf und Turalyn stürmt hinein. Moraven stimmt ein Lied an und ich versetze zwei der Banditen, welche noch am Tisch saßen, in einen magischen Schlaf. Ava hat sich unterdessen auf einem der Wachtürme in unserer Nähe wieder zurück verwandelt. Während die gerade erwachten Banditen aufstehen wollen, geht eine weitere Bombe auf sie nieder, wodurch der erste bereits Tod am Boden liegt, bevor der Kampf eigentlich begonnen hat.
Völlig unerwartet wird Eskel, auf der Steinmauer stehend, von einem Geschoss des Halblings getroffen, welches ihn mit einer frostigen Flüssigkeit überzieht und dadurch verlangsamt. Sein Gegenüber scheint ebenfalls ein Alchemist zu sein und zückt sofort einige weitere Bomben, um diese nach unseren Nahkämpfern zu werfen. Ava wirkt unterdessen einen Steinschlag-Zauber, wodurch der gesamte Innenhof von herabfallendem Felsbrocken in eine Geröllwüste verwandelt wird. Einige der einfachen Banditen bleiben regungslos am Boden liegen, während die anderen sich aus ihren Schlafsäcken hochkämpfen und der Hirschkönig seinen Handlangern mit tiefer Stimme Befehle erteilt. Unterdessen begibt er sich in die Mitte des Innenhofes und zum ersten Mal erblicke ich den Anführer der Banditen. Der gehörnte Helm, welcher große Teile seines Gesichts verdeckt, verleiht ihm eine mysteriöse und wilde Aura. Seine mächtigste Waffe scheint ein großer Kompositbogen zu sein. Doch anstatt diesen auf uns zu richten, wirkt einen Zauber in Richtung von Moraven. Der Barde, welcher mich kurz zuvor hat verschwinden lassen, schreit auf und schlägt sich die Hände vors Gesicht. Er wurde seines Augenlichts beraubt und irrt nun verstört umher. Akiros, welcher zuerst etwas unentschlossen wirkte und uns nicht angriff, wendet sich daraufhin gegen den Hirschkönig. „Lange genug hast du hier dein Unwesen getrieben. Es wird Zeit, dass du abtrittst.“ Mit gezücktem Schwert tritt er seinen einstigen Verbündeten in den Weg.
Noch bevor Turalyn den Hirschkönig erreichen kann, macht auch dieser sich unsichtbar. Eskel ist mittlerweile von der Steinmauer in den Innenhof gesprungen und nun versuchen die zwei Schwertkämpfer den kleinen Alchemisten auszuschalten. Der ist jedoch sehr gewandt, weicht geschickt ihren Angriffen aus und trifft auch den Paladin mit seinen Bomben. Ich laufe zu Eskel, um ihn zu vergrößern, und auch Turalyn nimmt einen entsprechenden Trank ein. Beide wachsen auf beeindruckende Größe an, während ich mich aus dem Kampfgeschehen auf eine erhöhte Plattform flüchte, wo ich wieder für alle sichtbar werde. Die Duidin versucht unterdessen den Wächter, welcher ihr bereits einen Pfeil in den Oberkörper geschossen hat, aufzuhalten. Dieser läuft auf den Stall zu, wo wir die von den Banditen gehaltene Bestie vermuten. Der Mann hat jedoch Glück und die Geschosse verfehlen ihn knapp, bevor er im Gebäude verschwinden kann.
Moraven hat sich mittlerweile etwas gesammelt und hinter der Steinmauer entlang getastet. Bevor er sich unsichtbar macht, spielt er noch ein Lied des Mutes aus der Dunkelheit. Unterdessen ist der kräftige Bandit, welcher etwas abseits geschlafen hat aufgestanden und greift mit einer großen Keule Turalyn von hinten an. Unter normalen Umständen hätte der massige Körper beeindruckend gewirkt, so aber schaut der Paladin erstaunt an sich herunter und zerlegt den behäbigen Dicken mit zwei Hieben. Akiros versucht vergeblich den flinken Halbling zu erwischen, doch dieser weicht immer wieder geschickt aus. Doch als der Alchemist gerade einen Satz zur Seite macht, stößt Eskel gnadenlos zu. Mit dem Bastardschwert spießt er seinen winzigen Gegner bis zur Parierstange auf.
Aus dem Stall taucht zunächst der Bandit auf, welcher von Ava mit einem Flammenbolzen niedergeschossen wird. Aber nur Sekunden später zwängt sich ein Eulenbär nach draußen und stürzt sich brüllend in den Kampf. Eskel und Turalyn befinden sich im Innenhof und haben beide schon einige Treffer einstecken müssen. Akiros hat vier der Banditen im hinteren Teil des Hofes in einen Kampf verwickelt. Ava versteckt sich stets hinter einer Steinmauer und greift aus dem Hinterhalt ins Kampfgeschehen ein und ich habe von der Plattform aus einen guten Überblick und kann diese gleichzeitig als Deckung verwenden, indem ich mich auf den Boden kauere. Moraven tastet sich unterdessen, in Dunkelheit gehüllt, in Richtung des Ausgangs.
Plötzlich erscheint auch der Hirschkönig wieder. Er steht auf der gegenüberliegenden Holzplattform und hat soeben einen Zauber gegen Eskel gewirkt. Dieser flüchtet plötzlich angsterfüllt aus seinem Kampf mit dem Eulenbär und Dovan, einem schwarz gekleideten Banditen, welcher einen Rapier führt. Noch immer unter dem Effekt von Spinnenklettern erklimmt er die Steinmauer in Windeseile und verschwindet für wenige Momente. Daraufhin zückt der Hirschkönig seinen Bogen und nimmt Turalyn unter Beschuss. Ava und ich versuchen unserem Paladin im Kampf mit dem Eulenbär zu helfen. Ich erschaffe eine tiefe Grube unter der Bestie, doch mit einem gewaltigen Sprung gelingt es der magischen Bestie vorerst davon zu kommen. Als Turalyn auf den Eulenbär einschlägt und Ava ihn mit einer Flammenkugel versenkt, taumelt dieser jedoch, rutscht am Hang der Grube ab und stürzt in die Tiefe.
Dovan nutzt das unübersichtliche Kampfgeschehen, um sich angeschlagen zurück zu ziehen und nach den gegnerischen Zauberwirkern Ausschau zu halten. Er entdeckt Ava und hechtet mit dem gezückten Rapier auf die Druidin zu. Ich wirble herum und schleudre ihm ein Magisches Geschoss entgegen. Vor den Füßen Avas geht er geht er getroffen zu Boden. Akiros streckt gerade einen der letzten Banditen nieder, wodurch außer des Hirschkönigs fast alle Gegner besiegt sind. Eskel ist mittlerweile zurückgekehrt, doch weder ihm, noch Ava gelingt es den Hirschkönig mit Fernkampfangriffen zu treffen. Ich erkenne, dass unter anderem der Zauber Schild auf ihm liegt, wodurch auch meine Magischen Geschosse nutzlos sind. Aber auch meinen anderen Zaubern widersteht er problemlos.
Dann geht Turalyn, von den präzisen Schüssen des Hirschkönigs getroffen, bewusstlos zu Boden. Als Ava zu ihm eilt, um ihn zu heilen, lässt er sich abermals verschwinden. Ich wirke den Zauber Unsichtbares sehen und erblicke ihn, wie er zum Ausgang stürmt. Zum Glück hat Moraven mittlerweile das Tor gefunden und ist in die dunkle Nacht verschwunden. Ich warne meine Freunde, woraufhin sie allesamt in Richtung des Ausgangs laufen, um den Flüchtenden aufzuhalten. Doch da erscheint hinter ihnen abermals der Eulenbär. Die Wirkung meines Zaubers hat nachgelassen, wodurch die schwer verletzte Bestie wieder an die Oberfläche in den Kampf befördert wurde. Ich wirke einen lächerlichen Zaubertrick und beschwöre einige Säurespritzer, doch als diese in die Wunden des gefiederten Bären eindringen, schreit dieser auf und wird bewusstlos. Anscheinend hat der Hirschkönig noch nicht aufgegeben, denn anstatt sich unsichtbar aus dem Staub zu machen, dreht er sich um und lässt mit wenigen Gesten auch Eskel erblinden.
Aus der Höhe versuche ich verzweifelt irgendwelche Zauber gegen unseren letzten Kontrahenten zu wirken. Als dieser von Sprühenden Farben getroffen seinen Bogen fallen lässt, bin ich selbst überrascht, nutze die Gelegenheit jedoch um mit einem Federfall-Zauber von der Plattform herunter zu schweben, seinen Bogen zu schnappen und davon zu eilen. Turalyn fügt dem entwaffneten Banditenanführer durch einen Schwertstreich eine klaffende Wunde zu. Dieser realisiert, dass er den Kampf nicht gewinnen kann und verschwindet ein drittes Mal vor unseren Augen. Nur ich kann ihn weiterhin sehen und versuche Turalyn durch hektisches Zurufen verständlich zu machen, wo sich unser Gegner befindet. Doch der Paladin verfehlt und als der Hirschkönig fliehen will, stelle ich mich ihm in den Weg, den Kampfstab erhoben, bereit ihn aufzuhalten. Doch anstatt mich zu überwältigen oder direkt anzugreifen, beginnt er einen Zauber zu wirken. Anhand seiner Gesten kann ich erkennen, dass er auch mich erblinden lassen will. Angsterfüllt blicke ich in seine dunklen Augen, als er anfängt einige Worte zu sprechen. Hinter ihm hat sich der riesige Turalyn aufgebaut, doch der Hirschkönig glaubt sich durch seine Unsichtbarkeit in Sicherheit zu wissen. Anstatt ins Leere zu starren, fixiert der Paladin meinen erschreckten Blick, wohlwissend, dass ich meinen Kontrahenten direkt anstarre. Er antizipiert den Standort des Hirschkönigs, holt aus und lässt in letzter Sekunde sein Schwert auf ihn niederfahren. Ausdruckslos und stumm sinkt der Banditenführer auf die Knie und kippt vornüber.
Als Akiros um die Ecke gerannt kommt wird er beim Anblick des toten Hirschkönigs bewusstlos und auch ich sacke entkräftet an der Steinwand zusammen. Nach einigen Momenten raffe ich mich auf und laufe in die Nacht um Moraven ins Fort zurück zu lotsen. Wir durchforsten das gesamte Lager und natürlich die Taschen der Banditen. Als die Aufräumarbeiten grob erledigt sind, nutzen wir das Schlaflager der Banditen, um uns ein wenig Ruhe zu gönnen. Als wir erwachen, ist ein neues Jahr angebrochen.
Doch es gibt kein großes Fest, denn unser Erfolg wird durch eine unerwartete Entdeckung getrübt. In den Kellerräumen finden wir drei bewusstlose Personen in Zellen gesperrt vor. Erst erkenne ich die dort liegende Frau nicht, doch nach einigen Augenblicken bemerke ich, dass es sich bei einer der Gefangenen um Svetlana handelt. Turalyn, der soeben auch Akiros geheilt hat, bringt sie wieder zu Bewusstsein. Es dauert einige Momente, bis sie ihre Gedanken sortiert hat, doch dann kann sie uns von einem Überfall auf den Handelsposten einige Tage zuvor berichten. Einen Tag nachdem Eskel den Posten verließ, seinen einige Banditen mitten in der Nacht im Schlafzimmer aufgetaucht und hätten sie verschleppt. Waren dies die Banditen, welche wir in einiger Entfernung beobachtet haben? Glücklicherweise kann Akiros ausschließen, dass Oleg etwas zugestoßen ist. Aus wirtschaftlichen Gründen, wäre eine Ermordung des Händlers für die Banditen nicht sinnvoll gewesen. Und vermutlich wurden auch keine Wachen getötet, da Aratis, einer von Kesten Garess Leuten, die Tore gegen ein Bestechungsgeld unverschlossen gelassen hätte. Wir hoffen, dass diese Informationen der Wahrheit entsprechen und sind uns noch nicht sicher, wie wir mit dem Überläufer verfahren sollen. Er hat sich zu Beginn des Kampfes auf unsere Seite geschlagen und uns tatkräftig unterstützt. Auch wäre unser Hinterhalt ohne sein Zutun zweifelsfrei aufgeflogen. Doch andererseits war er ein Bandit und hat nach eigenen Aussagen schreckliche Taten begangen. An seiner jetzigen Gesinnung zweifeln wir nicht, er scheint aufrichtig zu sein. Aber macht das seine Taten als Bandit wieder wett?
Neben Svetlana wurde im Keller auch Josef, der junge Bandit, welcher uns beim Überfall auf den Handelsposten entwischt ist, gefangen gehalten. In der dritten Zelle befindet sich ein alter Mann, doch dieser ist uns gänzlich unbekannt. Auch diese beiden tragen wir an die frische Luft, halten sie warm und pflegen sie. Eine Befragung verschieben wir auf den nächsten Tag, vorerst verbrennen wir die sechzehn Leichen unserer Kontrahenten, ausgenommen die des Hirschkönigs. Ihn wollen wir bei Nessels Übergang in den Würger werfen, um den Fluch zu brechen.
Nach dieser langen und blutigen Nacht zum Jahreswechsel sitzen wir am Abend des 1. Abadius zusammen im Fort des Hirschkönigs. Die Banditen sind besiegt und wir mutmaßen, was nun kommen mag. Wir sind gespannt auf das Antwortschreiben Jomanis. Werden wir schon bald ein eigenes Königreich hier in der Narlmark gründen? Wäre nicht der nahe gelegene Hauerwasser ein geeigneter Ort für eine erste Siedlung? Oder gar das Fort? Und welchen Namen soll unsere Gruppe und das Königreich tragen? Zur Feier des Tages überreichen wir Svetlana noch ihren vermissten Ehering und verstreuen ihre Besorgnis um ihren liebenswerten Ehemann. Laira ist mit Sicherheit bei ihm und morgen werden wir aufbrechen. Eskel und Moraven sind jedoch weiterhin blind. Wer mag im Stande sein sie zu heilen? Und die Leiche des Hirschkönigs muss auch noch entsorgt werden. Doch darüber zerbrechen wir uns an diesem Abend nicht den Kopf.
Elfte Sitzung am Sonntag, den 18. Dezember 2016 in Frankfurt.
Mit Tobi, Miles, Dominik, Lena, Lucas und mir.
1. Die Retter der Rußschuppen
Wie erwartet erreicht Eskel mit unseren Pferden nach weiteren zwei Tagen den vereinbarten Treffpunkt. Wir konnten uns ein windgeschütztes Lager errichten und Ava und Moraven pflegen, wodurch es ihnen schon deutlich besser geht. Der Barde klagt zwar noch über Einschränkungen, aber das hindert uns nicht daran in Richtung der Koboldmine weiterzuziehen. Die Winzlinge nehmen wir mit, um sie den Kobolden auszuliefern. Laira macht sich mit Finnvarra auf den Weg zu Oleg’s Handelsposten. Dort will sie den Brief Jomanis, welcher hoffentlich bald eintreffen wird, entgegennehmen und die ersten nötigen Vorkehrungen treffen, um das sich anbahnende große Projekt der Zivilisierung des Grüngürtels vorzubereiten.
Nach weniger als einem Tagesmarsch erblicken wir aus einiger Entfernung einen Felsspalt. Dabei handelt es sich um den Eingang zur „Eichenwipfel-Silbermine“, der Behausung der Kobolde. Wir reiten darauf zu und Mik-Mek schreitet voran. Der Kobold vertraut uns deutlich mehr seit wir ihn als Geretteten und nicht mehr als Gefangenen behandeln. Vor der Mine ist ein Käfig aufgebaut, in welchem ein Winzling gefangen gehalten wird. Zu schade, dass wir diesem Kleinkrieg bedauernswerter Kreaturen ein so jähes Ende gesetzt haben. Es wäre sicherlich unterhaltsam gewesen diesen zu verfolgen und für die ein oder andere Geschichte hätte er vermutlich guten Stoff geliefert.
Ein Kobold springt hinter einem Felsen hervor und versperrt uns den Weg. Er ist sichtlich irritiert den vermissten Mik-Mek in unserer Begleitung wiederzutreffen. Unser kleiner Koboldfreund kann seinen Stammesgenossen Nak-Pik schnell davon überzeugen, dass wir heldenhafte Verbündete sind und durch respektvolles Auftreten meinerseits, will er uns auch sofort zum Schamanen Tar-Tuk führen. Vorher müssen Turalyn und Eskel ihre größten Waffen abgeben, aber das Meiste können wir behalten. Vorsichtshalber nehmen die beiden Nak-Pik, der Mühe hat ihre Schwerter zu tragen, in ihre Mitte. So können sie sich ihre Waffen jederzeit beschaffen, sollte es zu einem Kampf kommen. Diese Kobolde sind deutlich naiver als ich es ihnen zugetraut hätte. Wir werden durch enge Gänge vorbei an einigen Falltüren zu Tar-Tuk geführt, was an sich schon etwas merkwürdig ist. Wer hat hier das Sagen – der Häuptling Rußschuppe oder der Schamane Tar-Tuk? Das scheinen selbst die Kobolde nicht genau zu wissen, aber auch jetzt zeigt sich, dass sie vor dem Schamanen große Angst haben. Haben sie eben noch ihre Retter mit stolzgeschwellter Brust durch ihre Mine geführt, werden sie immer unsicherer und ängstlicher, je näher das Treffen mit Tar-Tuk rückt.
Wir betreten das Gewölbe und stehen einem violett geschupptem, gedrungenem Kobold gegenüber, welcher vor einem dampfenden Kessel steht und auf dessen Kopf ein Rabe sitzt. Mit schneidender Stimme spricht er uns unfreundlich und fordern an. Er fragt uns was wir in seiner Behausung zu suchen hätten und reagiert wenig beeindruckt von der Rettung und Wiederkehr Mik-Meks. Doch als ich die Statue des Alten Scharfzahns von einem unsichtbaren Diener hervorholen lasse, ist sein Interesse geweckt. Anstatt uns zu danken, fordert er jedoch die sofortige Übergabe seines Schatzes. Ich bin etwas unschlüssig, denn weshalb sollte ich dieser garstigen Kreatur einen Gefallen tun? Zuerst will ich herausfinden, weshalb diese nicht magische Statue von so außerordentlicher Bedeutung ist und was der Schamane mit ihr anzufangen gedenkt. Dieser reagiert gereizt auf mein Nachforschen und droht uns ironischerweise mit der Auslöschung des Koboldstammes, sollte ich eine Übergabe verweigern. Ich stoppe den Unsichtbaren Diener und lasse die Statue unbeweglich außer Reichweite Tar-Tuks schweben, als mich Moraven auf einen schwarz geschuppten Kobold aufmerksam macht, der sich während unserer Unterhaltung in den Raum geschlichen hat. Unzweifelhaft handelt es sich um Häuptling Rußschuppe. Als ich ihn entdecke stürmt er auf die Statue zu, doch mir gelingt es den Alten Scharfzahn rechtzeitig empor schweben zu lassen, wodurch Rußschuppe ins Leere springt und unsanft auf dem Höhlenboden aufschlägt. Da stürzt der Rabe vom Kopf des Schamanen auf die Gottesstatue zu, ergreift sie und bringt sie seinem Herrn. Moraven wirkt geistesgegenwärtig einen Schmieren-Zauber auf den Alten Scharfzahn, doch Tar-Tuk gelingt es fluchend sie in seinem Besitz zu bringen.
Die Elfenbeinstatue in den Händen haltend, beginnt der Schamane seine magischen Kräfte gegen uns einzusetzen. Aus dem Nichts tut sich unter unseren Füßen eine viele Meter tiefe Grube auf. Uns allen gelingt es zur Seite zu hechten, nur Mik-Mek stürzt in die Tiefe, schlägt hart auf und bleibt reglos liegen. Die restlichen zwei Kobolde fliehen kreischend, nur Rußschuppe packt seinen Speer und versucht auf den Schamanen einzustechen, was ihm jedoch nicht gelingt. Während sich Eskel und Turalyn ihre Schwerter schnappen und ich mich unsichtbar mache, wirkt Tar-Tuk einen weiteren Zauber, woraufhin der Barde und der Paladin schlafend in sich zusammensacken. Glücklicherweise hat der Alchemist eine Dose Riechsalz und kann die zwei mittels des beißenden Geruchs aus dem magischen Schlaf wecken. Mittlerweile hat sich der Schamane durch einen weiteren Zauber aus unserer Reichweite begeben und schwebt nun knapp unter der Höhlendecke. Turalyn will an der Grube vorbei stürmen, verliert jedoch den Halt am abschüssigen, feuchten Boden und stürzt ab. Während Eskel ihn mit einem Seil aus der Grube zieht, lasse ich den Alchemisten zu beachtlicher Größe anwachsen. Unterdessen nehmen Moraven und Ava den schwebenden Kobold unter Beschuss und die Halblingsdame landet einen Treffer mit einem ihrer Flammenbolzen. Als der Paladin in seiner schweren Ritterrüstung aus der Grube gezogen ist, wendet sich der nun riesige Eskel Tar-Tuk zu, fischt den kleinen Kobold mit einer kraftvollen Bewegung aus der Luft und erstickt ihn.
Häuptling Rußschuppe bejubelt den Tod seines Widersachers, welcher seinen Stamm geknechtet hat und für den Tod vieler seiner Krieger verantwortlich war. Er ist uns dankbar und der gesamte Stamm der etwa 20 Rußschuppen feiert uns als Helden und ihre Retter. Als wir uns die gesamte Mine zeigen lassen und uns die Orte der Fallen genau einprägen, knien die Kobolde denen wir begegnen unterwürfig vor uns nieder und weichen ehrfurchtsvoll zurück. Die Statue nehmen wir wieder mit und durchsuchen den Höhlentrakt des Schamanen. Dort können wir einige interessante Dinge finden, darunter einen Zauberstab, einen magischen Stirnreif und sein Tagebuch auf finsterländisch. Daraufhin verabschieden wir uns von Häuptling Rußschuppe, um zum Fort des Hirschkönigs aufzubrechen. Der Koboldstamm stellt keine Gefahr für uns dar und braucht deshalb nicht bekämpft werden, auch wenn es sich um böse und hinterhältige Kreaturen handelt. Sollte es einmal zu einem Interessenskonflikt, beispielsweise aufgrund der Silbermine kommen, können wir diesen eventuell auch auf diplomatischem Wege ohne Blutvergießen lösen.
2. Das Fort des Hirschkönigs
Nachdem wir die Winzlinge mitsamt des Ungeziefers ausgelöscht und den Koboldstamm von ihrem Schamanen befreit haben, ist das Gebiet, welches uns von Jomani Surtowa zur Erkundung zugeteilt wurde, nahezu fertig kartographiert. Doch anstatt zu Olegs Handelsposten zurück zu kehren, wollen wir den Stützpunkt der Banditen überfallen. Das Fort des Hirschkönigs liegt zwar noch etwas weiter im Süden, doch die wildernden Banditen müssen ausgeschaltet werden, wenn wir ein Königreich im Grüngürtel errichten wollen. Somit reiten wir voller Tatendrang und motiviert durch die Erfolge in naher Vergangenheit in Richtung des Forts, welches wir am Fuß des Hauerwassers vermuten.
Als wir dieses am nächsten Tag auf einer Anhöhe aus einiger Entfernung erblicken, fangen wir an Pläne zu schmieden. Wie kann ein Angriff auf den mit Palisaden befestigten Stützpunkt gelingen? Ava verwandelt sich das erste Mal in einen Adler und zieht einige Stunden ihre Kreise über dem Fort. Dadurch findet sie heraus, dass sich dort über ein Dutzend Banditen aufhalten. Besonders fällt ihr ein Halbling auf, welcher ein Wildschwein für das bevorstehende Festessen zur Bleichen Nacht vorbereitet. Bei den restlichen Personen handelt es sich ausnahmslos um Menschen. Einer von ihnen ist enorm kräftig und zwei weitere scheinen das Kommando über die Restlichen zu haben. Der Hirschkönig ist entweder nicht anwesend oder er wird von Ava nicht als solcher identifiziert. Doch angeblich soll dieser durch einen auffälligen Helm gut zu erkennen sein.
Des Weiteren kann Ava erkennen, dass das schwere Holztor durch ein Fallgitter zusätzlich gesichert ist. Eine Person hält vor, eine hinter dem Tor Wache. Außerdem sind auf den drei Wachtürmen je einer der Banditen stationiert. Diese Plattformen sind durch Holzbefestigungen in einigen Metern Höhe miteinander verbunden. Ansonsten befinden sich nicht viele Gebäude im Fort. Die Banditen schlafen anscheinend zum Großteil unter freiem Himmel. Der Innenhof wird von einer Steinmauer abgeschirmt und aus einem der wenigen überdachten Gebäude kann die als Adler getarnte Ava einen beunruhigenden Schrei eines Wesens hören, welches gerade gefüttert wird. Dort scheinen die Banditen irgendein Tier oder gar ein Monster gefangen halten.
Als die Druidin zurückkehrt und uns von ihren Entdeckungen erzählt bricht eine Diskussion über das beste Vorgehen aus. Schnell können wir uns darauf einigen, dass es sinnvoll ist noch zwei Tage zu warten und in der Bleichen Nacht zuzuschlagen. Die Bleiche Nacht ist die Nacht am letzten Tag eines Jahres, die Nacht vom 31. Kuthona auf den 1. Abadius. Man sagt, dass in dieser Nacht die Geister der Personen zurückkehren, welche im vergangenen Jahr verstorben sind, um die Orte aufzusuchen, wo sie gelebt haben. Dabei handelt es sich aber nicht um eine freudige Wiedervereinigung. Die Geister erscheinen der Legende nach aufgrund von Neid oder nicht beigelegten Streitigkeiten, um Rache zu üben und die Lebenden zu peinigen. Deshalb verstecken sich einige in dieser Nacht in ihren Häusern und bringen religiöse Symbole auf den Türen an, um die Geister fern zu halten. Wir alle halten nicht viel von diesen Mythen und gehen davon aus, dass auch die Banditen sich nicht von diesen Geschichten beeindrucken lassen. Doch trotzdem halten wir die Nacht für einen guten Zeitpunkt mit symbolischem Charakter, und sei es nur deshalb, weil die Ganoven nach einem ausgiebigen Festessen vermutlich einiges an Alkohol getrunken haben und eventuell weniger wachsam sind. Doch nachdem dies festgelegt ist bricht eine hitzige Diskussion über die genaue Taktik des Hinterhalts aus. Eine Strategie nach der anderen wird minuziös durchgegangen und wieder verworfen. Wir debattieren noch bis tief in die Nacht hinein, bis wir endlich einen Plan ausgearbeitet haben. In den folgenden zwei Tagen wird dieser immer wieder von uns durchgegangen, hinterfragt und modifizier, sowie Zeichen zur Verständigung vereinbart.
Zwei Tage später ist es dann soweit. Etwa eine Stunde vor Mitternacht verwandelt sich Ava erneut in einen Adler und lässt uns in unserem unauffälligen Lager nahe des Fortes zurück. Es vergeht über eine Stunde bis sie zurückkehrt und uns durch in den Sand gezeichnete Symbole mitteilt, dass die Banditen im Innenhof beim Festmahl sitzen. Erst als sie nach einigen Stunden das dritte Mal wieder kommt entschließen wir, dass der Zeitpunkt des Überfalls gekommen ist. Ein Großteil der Banditen schläft bereits und der Hirschkönig sitzt mit wenigen weiteren noch am Tisch. Ansonsten ist lediglich eine Wache aufgestellt, welche von einem Wachturm zum nächsten patrouilliert. Wir werfen unsern Plan in letzter Sekunde noch einmal um und entscheiden, dass Eskel den Fort unsichtbar infiltriert, da dieser die schlafenden Banditen durch seine Bomben vermutlich schnell ausschalten kann.
Durch den Zauber Spinnenklettern überwindet er die Palisaden problemlos, während wir uns in der Dunkelheit von der Seite nähern, welche nicht durch einen Wachturm eingesehen werden kann. Währenddessen kreist Ava in Gestalt eines Adlers über dem Fort. Sie überwacht unser Vorgehen und kann uns jederzeit warnen. Als wir nicht sonderlich leise im Schutz der Befestigung um das Fort schleichen, wird der Hirschkönig kurz hellhörig. Dies wäre noch einmal gut gegangen, doch als Eskel die hölzerne Verriegelung der Tore anhebt, karren diese unüberhörbar. Ava versucht ein riskantes Ablenkungsmanöver, stößt einen lauten Schrei aus und fliegt im Sturzflug einmal durch das Banditenlager. Das scheint den Hirschkönig noch misstrauischer zu machen und er befiehlt einem seiner Handlanger nach dem Rechten zu sehen. Der Mann namens Akiros geht zum Tor, dessen Riegel nun gut sichtbar geöffnet ist. Doch zu unserem Erstaunen gibt er Entwarnung. Eskel hört ihn flüstern: „Wie viele seid ihr?“, als er unsichtbar an diesem vorbeihuscht. Verwirrt hält er kurz inne, entschließt sich dann aber nichts weiter zu unternehmen und verschwindet hinter der nächsten Mauer.
Wir haben unterdessen nicht mitbekommen was im Innern des Fortes geschehen ist, sondern nur gehört, dass etwas schief gelaufen ist. Weil Ava jedoch kein Signal zum Abbruch gegeben hat, entschließen wir fortzufahren. Jedoch wissen wir nicht, ob der Riegel geöffnet werden konnte. Somit warten wir angespannt vor dem Tor auf das Zeichen zur Stürmung des Lagers. Wenige Augenblicke später hören wir die erste Explosion einer Bombe unseres Alchemisten inmitten der schlafenden Banditen. Wir stoßen das unverriegelte Tor auf und Turalyn stürmt hinein. Moraven stimmt ein Lied an und ich versetze zwei der Banditen, welche noch am Tisch saßen, in einen magischen Schlaf. Ava hat sich unterdessen auf einem der Wachtürme in unserer Nähe wieder zurück verwandelt. Während die gerade erwachten Banditen aufstehen wollen, geht eine weitere Bombe auf sie nieder, wodurch der erste bereits Tod am Boden liegt, bevor der Kampf eigentlich begonnen hat.
Völlig unerwartet wird Eskel, auf der Steinmauer stehend, von einem Geschoss des Halblings getroffen, welches ihn mit einer frostigen Flüssigkeit überzieht und dadurch verlangsamt. Sein Gegenüber scheint ebenfalls ein Alchemist zu sein und zückt sofort einige weitere Bomben, um diese nach unseren Nahkämpfern zu werfen. Ava wirkt unterdessen einen Steinschlag-Zauber, wodurch der gesamte Innenhof von herabfallendem Felsbrocken in eine Geröllwüste verwandelt wird. Einige der einfachen Banditen bleiben regungslos am Boden liegen, während die anderen sich aus ihren Schlafsäcken hochkämpfen und der Hirschkönig seinen Handlangern mit tiefer Stimme Befehle erteilt. Unterdessen begibt er sich in die Mitte des Innenhofes und zum ersten Mal erblicke ich den Anführer der Banditen. Der gehörnte Helm, welcher große Teile seines Gesichts verdeckt, verleiht ihm eine mysteriöse und wilde Aura. Seine mächtigste Waffe scheint ein großer Kompositbogen zu sein. Doch anstatt diesen auf uns zu richten, wirkt einen Zauber in Richtung von Moraven. Der Barde, welcher mich kurz zuvor hat verschwinden lassen, schreit auf und schlägt sich die Hände vors Gesicht. Er wurde seines Augenlichts beraubt und irrt nun verstört umher. Akiros, welcher zuerst etwas unentschlossen wirkte und uns nicht angriff, wendet sich daraufhin gegen den Hirschkönig. „Lange genug hast du hier dein Unwesen getrieben. Es wird Zeit, dass du abtrittst.“ Mit gezücktem Schwert tritt er seinen einstigen Verbündeten in den Weg.
Noch bevor Turalyn den Hirschkönig erreichen kann, macht auch dieser sich unsichtbar. Eskel ist mittlerweile von der Steinmauer in den Innenhof gesprungen und nun versuchen die zwei Schwertkämpfer den kleinen Alchemisten auszuschalten. Der ist jedoch sehr gewandt, weicht geschickt ihren Angriffen aus und trifft auch den Paladin mit seinen Bomben. Ich laufe zu Eskel, um ihn zu vergrößern, und auch Turalyn nimmt einen entsprechenden Trank ein. Beide wachsen auf beeindruckende Größe an, während ich mich aus dem Kampfgeschehen auf eine erhöhte Plattform flüchte, wo ich wieder für alle sichtbar werde. Die Duidin versucht unterdessen den Wächter, welcher ihr bereits einen Pfeil in den Oberkörper geschossen hat, aufzuhalten. Dieser läuft auf den Stall zu, wo wir die von den Banditen gehaltene Bestie vermuten. Der Mann hat jedoch Glück und die Geschosse verfehlen ihn knapp, bevor er im Gebäude verschwinden kann.
Moraven hat sich mittlerweile etwas gesammelt und hinter der Steinmauer entlang getastet. Bevor er sich unsichtbar macht, spielt er noch ein Lied des Mutes aus der Dunkelheit. Unterdessen ist der kräftige Bandit, welcher etwas abseits geschlafen hat aufgestanden und greift mit einer großen Keule Turalyn von hinten an. Unter normalen Umständen hätte der massige Körper beeindruckend gewirkt, so aber schaut der Paladin erstaunt an sich herunter und zerlegt den behäbigen Dicken mit zwei Hieben. Akiros versucht vergeblich den flinken Halbling zu erwischen, doch dieser weicht immer wieder geschickt aus. Doch als der Alchemist gerade einen Satz zur Seite macht, stößt Eskel gnadenlos zu. Mit dem Bastardschwert spießt er seinen winzigen Gegner bis zur Parierstange auf.
Aus dem Stall taucht zunächst der Bandit auf, welcher von Ava mit einem Flammenbolzen niedergeschossen wird. Aber nur Sekunden später zwängt sich ein Eulenbär nach draußen und stürzt sich brüllend in den Kampf. Eskel und Turalyn befinden sich im Innenhof und haben beide schon einige Treffer einstecken müssen. Akiros hat vier der Banditen im hinteren Teil des Hofes in einen Kampf verwickelt. Ava versteckt sich stets hinter einer Steinmauer und greift aus dem Hinterhalt ins Kampfgeschehen ein und ich habe von der Plattform aus einen guten Überblick und kann diese gleichzeitig als Deckung verwenden, indem ich mich auf den Boden kauere. Moraven tastet sich unterdessen, in Dunkelheit gehüllt, in Richtung des Ausgangs.
Plötzlich erscheint auch der Hirschkönig wieder. Er steht auf der gegenüberliegenden Holzplattform und hat soeben einen Zauber gegen Eskel gewirkt. Dieser flüchtet plötzlich angsterfüllt aus seinem Kampf mit dem Eulenbär und Dovan, einem schwarz gekleideten Banditen, welcher einen Rapier führt. Noch immer unter dem Effekt von Spinnenklettern erklimmt er die Steinmauer in Windeseile und verschwindet für wenige Momente. Daraufhin zückt der Hirschkönig seinen Bogen und nimmt Turalyn unter Beschuss. Ava und ich versuchen unserem Paladin im Kampf mit dem Eulenbär zu helfen. Ich erschaffe eine tiefe Grube unter der Bestie, doch mit einem gewaltigen Sprung gelingt es der magischen Bestie vorerst davon zu kommen. Als Turalyn auf den Eulenbär einschlägt und Ava ihn mit einer Flammenkugel versenkt, taumelt dieser jedoch, rutscht am Hang der Grube ab und stürzt in die Tiefe.
Dovan nutzt das unübersichtliche Kampfgeschehen, um sich angeschlagen zurück zu ziehen und nach den gegnerischen Zauberwirkern Ausschau zu halten. Er entdeckt Ava und hechtet mit dem gezückten Rapier auf die Druidin zu. Ich wirble herum und schleudre ihm ein Magisches Geschoss entgegen. Vor den Füßen Avas geht er geht er getroffen zu Boden. Akiros streckt gerade einen der letzten Banditen nieder, wodurch außer des Hirschkönigs fast alle Gegner besiegt sind. Eskel ist mittlerweile zurückgekehrt, doch weder ihm, noch Ava gelingt es den Hirschkönig mit Fernkampfangriffen zu treffen. Ich erkenne, dass unter anderem der Zauber Schild auf ihm liegt, wodurch auch meine Magischen Geschosse nutzlos sind. Aber auch meinen anderen Zaubern widersteht er problemlos.
Dann geht Turalyn, von den präzisen Schüssen des Hirschkönigs getroffen, bewusstlos zu Boden. Als Ava zu ihm eilt, um ihn zu heilen, lässt er sich abermals verschwinden. Ich wirke den Zauber Unsichtbares sehen und erblicke ihn, wie er zum Ausgang stürmt. Zum Glück hat Moraven mittlerweile das Tor gefunden und ist in die dunkle Nacht verschwunden. Ich warne meine Freunde, woraufhin sie allesamt in Richtung des Ausgangs laufen, um den Flüchtenden aufzuhalten. Doch da erscheint hinter ihnen abermals der Eulenbär. Die Wirkung meines Zaubers hat nachgelassen, wodurch die schwer verletzte Bestie wieder an die Oberfläche in den Kampf befördert wurde. Ich wirke einen lächerlichen Zaubertrick und beschwöre einige Säurespritzer, doch als diese in die Wunden des gefiederten Bären eindringen, schreit dieser auf und wird bewusstlos. Anscheinend hat der Hirschkönig noch nicht aufgegeben, denn anstatt sich unsichtbar aus dem Staub zu machen, dreht er sich um und lässt mit wenigen Gesten auch Eskel erblinden.
Aus der Höhe versuche ich verzweifelt irgendwelche Zauber gegen unseren letzten Kontrahenten zu wirken. Als dieser von Sprühenden Farben getroffen seinen Bogen fallen lässt, bin ich selbst überrascht, nutze die Gelegenheit jedoch um mit einem Federfall-Zauber von der Plattform herunter zu schweben, seinen Bogen zu schnappen und davon zu eilen. Turalyn fügt dem entwaffneten Banditenanführer durch einen Schwertstreich eine klaffende Wunde zu. Dieser realisiert, dass er den Kampf nicht gewinnen kann und verschwindet ein drittes Mal vor unseren Augen. Nur ich kann ihn weiterhin sehen und versuche Turalyn durch hektisches Zurufen verständlich zu machen, wo sich unser Gegner befindet. Doch der Paladin verfehlt und als der Hirschkönig fliehen will, stelle ich mich ihm in den Weg, den Kampfstab erhoben, bereit ihn aufzuhalten. Doch anstatt mich zu überwältigen oder direkt anzugreifen, beginnt er einen Zauber zu wirken. Anhand seiner Gesten kann ich erkennen, dass er auch mich erblinden lassen will. Angsterfüllt blicke ich in seine dunklen Augen, als er anfängt einige Worte zu sprechen. Hinter ihm hat sich der riesige Turalyn aufgebaut, doch der Hirschkönig glaubt sich durch seine Unsichtbarkeit in Sicherheit zu wissen. Anstatt ins Leere zu starren, fixiert der Paladin meinen erschreckten Blick, wohlwissend, dass ich meinen Kontrahenten direkt anstarre. Er antizipiert den Standort des Hirschkönigs, holt aus und lässt in letzter Sekunde sein Schwert auf ihn niederfahren. Ausdruckslos und stumm sinkt der Banditenführer auf die Knie und kippt vornüber.
Als Akiros um die Ecke gerannt kommt wird er beim Anblick des toten Hirschkönigs bewusstlos und auch ich sacke entkräftet an der Steinwand zusammen. Nach einigen Momenten raffe ich mich auf und laufe in die Nacht um Moraven ins Fort zurück zu lotsen. Wir durchforsten das gesamte Lager und natürlich die Taschen der Banditen. Als die Aufräumarbeiten grob erledigt sind, nutzen wir das Schlaflager der Banditen, um uns ein wenig Ruhe zu gönnen. Als wir erwachen, ist ein neues Jahr angebrochen.
Doch es gibt kein großes Fest, denn unser Erfolg wird durch eine unerwartete Entdeckung getrübt. In den Kellerräumen finden wir drei bewusstlose Personen in Zellen gesperrt vor. Erst erkenne ich die dort liegende Frau nicht, doch nach einigen Augenblicken bemerke ich, dass es sich bei einer der Gefangenen um Svetlana handelt. Turalyn, der soeben auch Akiros geheilt hat, bringt sie wieder zu Bewusstsein. Es dauert einige Momente, bis sie ihre Gedanken sortiert hat, doch dann kann sie uns von einem Überfall auf den Handelsposten einige Tage zuvor berichten. Einen Tag nachdem Eskel den Posten verließ, seinen einige Banditen mitten in der Nacht im Schlafzimmer aufgetaucht und hätten sie verschleppt. Waren dies die Banditen, welche wir in einiger Entfernung beobachtet haben? Glücklicherweise kann Akiros ausschließen, dass Oleg etwas zugestoßen ist. Aus wirtschaftlichen Gründen, wäre eine Ermordung des Händlers für die Banditen nicht sinnvoll gewesen. Und vermutlich wurden auch keine Wachen getötet, da Aratis, einer von Kesten Garess Leuten, die Tore gegen ein Bestechungsgeld unverschlossen gelassen hätte. Wir hoffen, dass diese Informationen der Wahrheit entsprechen und sind uns noch nicht sicher, wie wir mit dem Überläufer verfahren sollen. Er hat sich zu Beginn des Kampfes auf unsere Seite geschlagen und uns tatkräftig unterstützt. Auch wäre unser Hinterhalt ohne sein Zutun zweifelsfrei aufgeflogen. Doch andererseits war er ein Bandit und hat nach eigenen Aussagen schreckliche Taten begangen. An seiner jetzigen Gesinnung zweifeln wir nicht, er scheint aufrichtig zu sein. Aber macht das seine Taten als Bandit wieder wett?
Neben Svetlana wurde im Keller auch Josef, der junge Bandit, welcher uns beim Überfall auf den Handelsposten entwischt ist, gefangen gehalten. In der dritten Zelle befindet sich ein alter Mann, doch dieser ist uns gänzlich unbekannt. Auch diese beiden tragen wir an die frische Luft, halten sie warm und pflegen sie. Eine Befragung verschieben wir auf den nächsten Tag, vorerst verbrennen wir die sechzehn Leichen unserer Kontrahenten, ausgenommen die des Hirschkönigs. Ihn wollen wir bei Nessels Übergang in den Würger werfen, um den Fluch zu brechen.
Nach dieser langen und blutigen Nacht zum Jahreswechsel sitzen wir am Abend des 1. Abadius zusammen im Fort des Hirschkönigs. Die Banditen sind besiegt und wir mutmaßen, was nun kommen mag. Wir sind gespannt auf das Antwortschreiben Jomanis. Werden wir schon bald ein eigenes Königreich hier in der Narlmark gründen? Wäre nicht der nahe gelegene Hauerwasser ein geeigneter Ort für eine erste Siedlung? Oder gar das Fort? Und welchen Namen soll unsere Gruppe und das Königreich tragen? Zur Feier des Tages überreichen wir Svetlana noch ihren vermissten Ehering und verstreuen ihre Besorgnis um ihren liebenswerten Ehemann. Laira ist mit Sicherheit bei ihm und morgen werden wir aufbrechen. Eskel und Moraven sind jedoch weiterhin blind. Wer mag im Stande sein sie zu heilen? Und die Leiche des Hirschkönigs muss auch noch entsorgt werden. Doch darüber zerbrechen wir uns an diesem Abend nicht den Kopf.
Elfte Sitzung am Sonntag, den 18. Dezember 2016 in Frankfurt.
Mit Tobi, Miles, Dominik, Lena, Lucas und mir.