26. Pharast 4713 A.Z.
PersonenDas Haus SURTOWA vertreten durch:RUFUS Matthäus Surtowa, Würdenträger des Hauses
EMIL Binns, Hofmagier
NIKITA Surtowa, Heermachtführerin
VALENTINA Surtowa, Heermachtführerin
Das Haus ORLOWSKI vertreten durch:DRAGO Orlowski, Graf
MARLON von der Adlerwacht, Heerführer
zwei ADLERRITTER, Elitesoldaten
Das Haus LEBEDA vertreten durch:SARONNA Lebeda, Fürstin
VORMER Fladders, Hofmagier
Das Haus GARESS vertreten durch:HOWLAN Garess, Fürst
TOVAL Golka, Mündel und Erbe
KLARA Walmantel, Hofmagierin
Das Haus LODOWKA vertreten durch:KOZEK Lodowka, Fürst
OLIVER Vaneborg, Hofmagier
BJARA Rumpf, Heerführerin
Das Haus MEDWJED vertreten durch:GUREV Medwjed, Fürst
KRARKVORST Schelmevitz, Hofmagier
Das Haus RIVA vertreten durch:MORAVEN Tolo von Riva, Fürst
FAQUARL Lodowka von Riva, Hofmagier; SHAE, Vertraute
ESKEL von Riva, Landvogt
GWIN, Reisende aus Iobaria
Die ALDORI SCHWERTHERREN vertreten durch:FELICIA Ianucchi, Emissärin
PANJE Scuderi, Botschafterin
sowie:
VORDAKAI, Zyklopenleichnam
Die endlose Weite der Astralebene. Ein silbriger Glanz umgibt die Anwesenden. Rufus Matthäus Surtowa, Onkel von Noleski und Natala Surtowa und ranghöchster Würdenträger des Hauses, blickt stumm in die Ferne. Zu seiner Seite der Hofmagier Emil Binns sowie die Heermachtführerinnen Nikita und Valentina Surtowa. Plötzlich erscheint aus dem Nichts die Delegation des Hauses Riva, darunter Fürst Moraven Tolo von Riva, Faquarl Lodowka von Riva, Eskel von Riva und Gwin und mit ihnen Emissärin Felicia Ianucchi und Botschafterin Panje Scuderi, die Vertreter der Aldori Schwertherren. Rufus Matthäus Surtowa beginnt seine drei Begleiter vorzustellen, wird dabei jedoch durch das Auftauchen der anderen Fraktionen unterbrochen. In kurzen Abständen erscheinen die Delegationen des Hauses Lebeda, Lodowka, Garess, Medwjed und Orlowski. Einige Floskeln des Grußes werden ausgetauscht.
RUFUS. Willkommen zum Krisenstab anlässlich der fatalen Ereignisse, die sich zutrugen am 10. Pharast. Lange ist es her, seit ein letztes Mal ein solcher Krisenstab einberufen wurde. Bereits über zehn Jahre sind seither vergangen. Leider gehen diese Treffen meist einher mit fatalen Ereignissen, welche die Sicherheit Brevoys nachhaltig gefährden. Ich glaube ein jeder der hier Anwesenden
(nickt in die Runde) ist mittlerweile darüber informiert, was in Restov, einer der prächtigsten Städte unserer Nation unter Führung der Aldori Schwertherren, geschah
(schaut mit Verachtung in Richtung von Felicia und Panje). Bevor wir uns dieser drohenden Gefahr widmen, möchte ich einen jeden der Anwesenden bitten, sich zur Geheimhaltung dieses Treffens zu bekennen.
Emil Binns tritt vor und wirkt eine Zone der Wahrheit. Nacheinander tritt jeder in den Kreis und schwört niemandem von diesem Treffen verraten zu haben, der nicht zum engeren Kreis der Führungsetage des jeweiligen Hauses gehört und nicht beabsichtigt Informationen über dieses Treffen im Nachhinein zu verbreiten.RUFUS. Nach unseren Informationen wird die Nation Brevoy durch eine alte Kreatur bedroht, die nach Jahrtausenden erwacht ist: Ein Leichnam, wie er nur selten in Golarion anzutreffen ist. Eine überaus mächtige Kreatur, die mit ihrem Angriff auf Restov, und damit auf ganz Brevoy, ganz eindeutig eine Gefahr für alle Gebiete unseres Landes darstellt, die von den hier Anwesenden repräsentiert werden. Unsere Informationslage ist relativ überschaubar. Deshalb möchte ich damit beginnen alles zusammenzutragen, was unserer Sache dienlich sein könne.
MORAVEN. Woher wisst Ihr von dem Leichnam?
RUFUS. Wir haben unsere Quellen. Ich glaube wir alle kennen einander ausreichend gut oder kennen zumindest das Parkett, auf dem wir uns befinden, ausreichend gut, als dass wir davon ausgehen müssen, dass niemand hier vollständig mit offenen Karten spielt. Woher wir unsere Informationen beziehen, bleibt unsere Sache. Ein Leichnam bedroht diese Region. Wir wissen nicht woher er kommt.
Wir wissen allerdings, dass er einst, vor vielen tausend Jahren, unter dem Namen Vordakai bekannt war und über das Zyklopenreich Koloran herrschte. Leider gibt es nur sehr wenige historische Aufzeichnungen aus dieser Zeit. Abseits davon sind wir in der Lage zu rekonstruieren, dass die Bewohner der Stadt Restov verschwunden sind. Sie durchschritten ein Portal im Nordosten der Stadt. Was sich in diesem Portal befindet ist uns nicht bekannt. Ebenso wenig ist bekannt, wohin dieses Portal die Einwohner Restovs bringen konnte. Die Kreaturen, mit denen wir es zu tun haben, sind in erster Linie Urdefhane. Ich bin weniger Experte auf dem Gebiet der außerweltlichen Kreaturen –
Hilfesuchend blickt Rufus zu seinem Hofmagier.EMIL: Urdefhane sind Kreaturen, die ihren Ursprung fanden im Abaddon, einer Ebene die von vier Gottheiten, den apokalyptischen Reitern, beherrscht wird. Entsprechend sind sie durchflutet mit böser Energie und dem Untode so nah, wie es eine Kreatur nur irgendwie sein kann. Sie dienen den sogenannten Daimonen, Externare, Kreaturen aus dem Abaddon, welche im Sinne der vier apokalyptischen Reitern und bringen Tod und Verderben über all jene bringen, die sich mit ihnen anlegen.
RUFUS. Gibt es Anwesende, die diese Informationslage ergänzen können?
MORAVEN. Ich weiß nicht ob Ihr es vergessen habt zu erwähnen oder ob es Euch unbekannt ist. Das Unwesen, welches sich hier herumtreibt, hat bereits sehr viel früher begonnen. Bereits ein Jahr zuvor sind die Bewohner Varnburgs spurlos verschwunden. Einiges deutet darauf hin, dass das Verschwinden der Varns in Zusammenhang steht mit –
SARONNA. Varnburg? Wo liegt denn die Varnburg?
MORAVEN. Es handelte sich um eine Siedlung in den Niemannhöhen. Sie liegt südwestlich von Restov am Kiravoy.
RUFUS. Das klingt nach einem unbedeutenden Ort. Wie seid Ihr so sicher, dass diese Ereignisse in einem Zusammenhang stehen?
MORAVEN. Wir pflegten gute Beziehungen zu den Varns, waren ab und an bei ihnen zu Gast und haben ihr Verschwinden im Frühjahr des letzten Jahres bemerkt. Wie auch die Bewohner Restovs haben auch sie all ihr Hab und Gut mit sich genommen und wurden seither nicht mehr gesehen.
RUFUS. Diese Information habe ich tatsächlich vergessen zu erwähnen. Scheinbar haben die Bürger Restovs tatsächlich ihre Habseligkeiten abtransportiert. Sollte das genauso auch für das Verschwinden der Einwohner dieses Varnheims zutreffen, dann ist eine Parallele nicht auszuschließen.
MORAVEN. Nun ich möchte auch darauf hinweisen, dass diese Parallele sich in Gedanken fortführen lässt, nämlich zu zwei wichtigen Ergebnissen. Erstens: Die Zeit, die zwischen den beiden Vorkommnissen liegt, beträgt ziemlich genau ein Jahr. Vielleicht entspricht dies dem Zeitraum, der uns bleibt, bevor uns eine weitere Heimsuchung widerfährt. Und zweitens: Das, was auch immer hinter all dem steckt, hat seine Macht im vergangenen Jahr unermesslich gesteigert. Restov hatte in etwa einhundertmal so viele Einwohner wie Varnburg.
HOWLAN.
(ungehalten) Soll das heißen im nächsten Jahr wird ganz Brevoy verschwinden?
FAQUARL. Nein, dies ist ein Missverständnis. Die Magie, welche für das Verschwinden verantwortlich ist, konzentriert sich auf eine Lokalität und alle sich dort befindlichen Kreaturen. Ihr Geist wird manipuliert, sie werden gezwungen den Ort mitsamt ihren Habseligkeiten zu verlassen. Je nachdem, ob man den Zauber inmitten der iobarischen Wildnis oder auf dem Marktplatz von Neu-Stetven wirkt, werden unterschiedlich viele Personen davon betroffen.
HOWLAN.
(laut) Das wäre ja erschreckend! Was können wir dagegen tun, wie schützen wir uns?
RUFUS. Wir wissen außerdem, dass der Feind über ein nicht zu vernachlässigendes Heer verfügt. Er scheint südlich der Grenzen Brevoys zu siedeln, keine hundert Meilen vor Restov, bei den Felstürmen von Levenies. Direkt daran angrenzend liegt das Reich Rivien.
Rufus wirft einen anklagenden Blick in Richtung der Vertreter des Hauses Riva.FAQUARL. Das ist richtig. Tatsächlich befindet sich das soeben genannte Heerlager bereits seit einiger Zeit in der Dunkelwachtsteppe. Anfang dieses Jahres erreichte ein Söldnerheer von etwa zweitausend Soldaten, welche aus der Region um Mivon kamen, diesen Ort. Die vergangenen Ereignisse haben dazu geführt, dass nun mehrere tausend Bürger Restovs, welche durch das Portal nahe der Stadt schritten, dort aufgetaucht sind und nun als willenlose Sklaven behilflich sind, eine Siedlung aus dem Boden zu stampfen.
GUREV.
(räuspert sich) Seit drei Monaten sieht sich das Hause Medwjed einer Gefahr aus dem Süden gegenüber. Unser Hoheitsgebiet ist wahrscheinlich, abseits der Rostlande, dasjenige, welches am stärksten bedroht ist von dieser Gefahr. Was gedenken wir diesbezüglich zu unternehmen?
RUFUS. Fürst Gurev, macht euch keine Sorgen. Der König höchstpersönlich, und das kommt selten vor, hat einen Großteil des Heeres in die Reiche der Medwjeds beordert. Unter der Führung von Valentina und Nikita Surtowa, Heermachtführer der brevoyschen Armee, wird diese nach Steinstieg versetzt.
Allgemeines Gemurmel ist zu hören.DRAGO.
(laut) Das ist doch lächerlich! Entschuldigt Gurev, aber sind diese Truppen nicht eine vollkommene Verschwendung? Strategisch ist Euer Reich uninteressant. Ein paar Hirten in den Bergen – der König muss wahnsinnig sein.
MORAVEN. Ein interessanter Einwand.
(an Rufus gewandt) Nun, was sind die Beweggründe Noleskis?
RUFUS. Ehrlich gesagt kenne ich sie nicht.
ESKEL. Warum ist er nicht anwesend?
RUFUS. Ihr seid neu auf diesem Parkett. Noleski Surtowa, König des Drachenschuppenthrones, beschäftigt sich derzeit mit anderen Problemen.
FAQUARL. Dringenderen?
MORAVEN. Welche Probleme könnten dringender sein als ein jahrtausendealter Leichnam?
RUFUS. Das ist nicht Gegenstand dieser Debatte. Er hat weise Entscheidungen getroffen und weise Männer und Frauen in Entscheidungspositionen gesetzt, welche über die Geschicke der Surtowas, vor allem aber ganz Brevoys entscheiden.
GUREV. Nun gut, der König hat gesprochen.
FAQUARL. Also gibt es derzeit keine Überlegungen militärisch gegen diese Bedrohung vorzugehen? Wir sehen weiter zu und ein jeder hofft, dass die eigenen Ländereien auch im kommenden Jahr verschont bleiben?
RUFUS.
(abschätzig) Nun sprecht Faquarl Lodowka von Riva. Was gedenkt Ihr angesichts dieser Gefahr zu tun? Habt Ihr einen Vorschlag? Einen offenen Krieg riskieren?
(Pause) Ich bin ehrlich: Ich mag Euch nicht! Ich mag Euch wirklich nicht. Ich weiß nicht wie Ihr es geschafft habt, aber für ein popliges Örtchen inmitten der Kamelande übernehmt Ihr eine Rolle, die einem jämmerlichen Adelsgeschlecht wie dem Euren über Jahrhunderte noch nicht zusteht. Ich habe hier in großer Runde bekannt zu geben, dass ich die Loyalität der Rivas in Frage stelle. Gehört Ihr zu Brevoy? Seid Ihr Teil Brevoys? Setzte ich meinen Fuß nach Narlgaard, stehe ich dann in Brevoy?
Allgemeine Unruhe. Gemurmel und Getuschel unter den Anwesenden.MORAVEN. Stellt noch jemand unsere Loyalität gegenüber Brevoy in Frage?
DRAGO. Seit es Euch gibt, seid ihr doch nur ein Dorn im Auge Brevoys. Nur Ärger kommt von Euch!
MORAVEN. Seit es Euch gibt, seid ihr ein Dorn im Auge der Surtowas. Das ist kein Geheimnis. Und nichtsdestotrotz wird Eure Loyalität nicht in Frage gestellt.
DRAGO. Das Hause Orlowski engagiert sich seit jeher für ein friedliches, gemeinschaftliches, vereintes Brevoy. Einzelne Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Thronfolge dieser Lande waren nie ein Hindernis für uns dafür zu sorgen, dass Brevoy eine starke Nation ist und bleibt, die sich vor jeder Art Übergriffen von außen verteidigen kann.
MORAVEN. Welche Art von Meinungsverschiedenheit kann größer sein als die nach der Thronfolge des Landes Herr Orlowski?
HOWLAN. Nun beantwortet doch einfach seine Frage! Gehört Ihr zu Brevoy oder nicht?
FAQUARL. Wir haben nicht um diese Einladung gebeten. Ihr wart es, die uns gebeten habt zu diesem Treffen zu erscheinen. Wir maßen uns diese Rolle nicht an, sie wird uns, ganz offensichtlich, zugeschrieben.
RUFUS. Wenn ich mich erinnere habt Ihr Euch einst Jomani Surtowa, dem damaligen Bürgermeister von Restov, verpflichtet der Krone treu zu bleiben. In der Zwischenzeit ist viel geschehen und deshalb ist es wohl legitim diese Frage zu stellen. Wir alle hier wollen wissen woran wir sind.
GUREV.
(ruhig) Faquarl, gehört ihr zu Brevoy oder nicht? Beantwortet doch diese einfache Frage.
FAQUARL. Wir fühlen uns Brevoy zugehörig. Doch wird dieses Gefühl in diesen Tagen durch solche, mir scheint es haltlosen Anschuldigungen erschüttert.
RUFUS.
(aggressiv) Haltlose Anschuldigungen?
FAQUARL. Welche Gründe habt Ihr uns zu misstrauen?
RUFUS. Ich habe Gründe für mein Misstrauen.
(schaut einmal in die Runde) Ich habe gehaltvolle Informationen darüber, dass vor zwei Tagen Kai Radov, ein Würdenträger der feindlichen Nation, gemeinsam mit Mareen von Riva gesichtet wurde. In ein Gespräch vertieft –
MORAVEN. Woher habt Ihr diese Information? Wir suchen nach ihr! Wo habt Ihr sie gesehen?
RUFUS.
(lacht) Man hat mich bereits vor eurer scharfen Zunge gewarnt, die auch brenzlige Situationen schönzureden vermag. Mareen von Riva ist Mitglied der höchsten Exekutive eures Geschlechts. Diese Mareen von Riva, ihres Zeichens von suspekter Abstammung, wurde vor zwei Tagen gesichtet, vertieft in ein Gespräch mit Kai Radov, genau an dem Ort, von dem wir gerade sprachen, in der Stadt des Feindes. Wir haben mehrere Späher, die genau dies bestätigen können.
Emil Binns wirkt ein Trugbild von Mareen in menschlicher Gestalt.EMIL. Dies ist die Dame, die wir gesehen haben. Ist dies Mareen von Riva?
FAQUARL. Dies ist Mareen von Riva. Sie geriet vor einigen Tagen in die Hände des Feindes.
DRAGO.
(schäumend vor Wut) Dreckiges Pack! Ihr widert mich an! Ausrotten sollte man Euch und Eure Sippschaft! –
MORAVEN.
(entrüstet) Herr Orlowski! –
DRAGO.
(laut)Haltet Euer Maul!
(in gemäßigtem Ton) Liebe Oberhäupter der rechtmäßigen Adelshäuser Brevoys. Es gibt eine Frage, die wir uns alle stellen. Woher kommt die Bedrohung, die Vordakai für uns darstellt? Ja, woher kommt diese Bedrohung? Und ich frage Euch Moraven, woher kommt sie? Was geschah vor wenigen Jahren, als Ihr, dumm und naiv wie Ihr alle zu sein scheint, das Grab in den Kamelanden betratet? Was geschah damals? Was habt Ihr erweckt dort unten? Wen habt Ihr zum Leben erweckt? (großer Aufruhr)
Große Unruhe und Stimmengewirr brandet auf.KOZEK.
(empört) Was unterstellt ihr da?
DRAGO.
(aggressiv) Kozek du Nichtsnutz! Halt deine verdammte Fresse!
Moraven wirkt einen Stille-Zauber auf Drago. Offenkundig scheint er weiter wütend zu schreien, doch kein Ton von ihm dringt nach außen. Die beiden Adlerritter stürmen auf Moraven zu, bäumen sich vor ihm auf und richten ihre Waffen auf den Fürsten.MORAVEN.
(ruhig) Ich hoffe wir sind uns einig, dass ein solcher Wortwechsel in geregelter Sprache stattfinden sollte.
Mit einer Handbewegung beendet Moraven den Zauber. Drago ist mittlerweile rot angelaufen und schnauft geräuschvoll.DRAGO.
(außer Atem) Wir wissen was geschah. Das Haus Orlowski hat in akribischer Kleinstarbeit rekonstruiert, wie dieses Übel über unsere Nation kam. Mutwillig betraten die Rivas eine alte Zyklopengrabstätte in den Raublanden, um dort einen Leichnam zu erwecken, der dort viele Jahrtausende ruhte und nun Brevoy zu verschlingen droht.
FAQUARL. Lasst mich einige Dinge richtigstellen. Was dort –
RUFUS. Dies ist auch mir neu und klingt viel fataler als alles, was mir bisher zu Ohren gekommen ist. Aber wenn wir schon an dieser Stelle angelangt sind, möchte ich auch etwas anderes bekanntgeben. Offenkundig kooperiert das Hause Riva mit Dunkelzwergen. Magni von Riva, ebenfalls Mitglied der höchsten Exekutive des Hauses und seines Zeichens ein Zwerg aus den Golushkinbergen, entpuppte sich, so berichten vielerlei Zeugenaussagen, als Dunkelzwerg.
TOVAL.
(verblüfft) Ist nicht wahr?
(Pause) Seine Familie! Das kann so vieles erklären. Seine Familie starb vor über zwei Jahren. Sie wurde grausam auf dem Weg nach Narlgaard umgebracht. Wir suchten lange nach einer Dunkelzwergenenklave, die sich einschlich in Hochgraben.
FAQUARL. Diese Enklave von Dunkelzwergen existiert nicht mehr. Wir haben sie ausgerottet.
Moraven tritt in die Zone der Wahrheit.MORAVEN. Euer Zauber wird Euch verraten, ob ich die Wahrheit spreche. Wir haben niemals mit Dunkelzwergen paktiert, im Gegenteil: Wir zerschlugen die besagte Enklave.
Emil Binns betritt tritt ebenfalls in den Wirkungsbereich seines Zaubers und konzentriert sich angestrengt.EMIL. Ich bin ein Drache!
Allgemeines Gelächter.EMIL. Sind wir ehrlich, was hilft denn dieser Zauber? Das ist ein Ritual, mehr nicht.
MORAVEN. Schön Herr Binns, damit habt Ihr diesen Hokuspokus entzaubert. Ganz prima. Ich weiß nicht, wie ich Euch überzeugen soll, wenn Ihr nicht einmal mehr Euren eigenen Kräften vertraut.
SARONNA
(ungeduldig). Darum geht es doch gar nicht. Es stehen schwere Anschuldigungen im Raum gegen das Adelsgeschlecht der Riva. Offensichtlich –
MORAVEN. Dann lasst mir die Zeit diese Anschuldigungen aus der Welt zu schaffen.
SARONNA. Darf ich aussprechen, Fürst Moraven Tolo von Riva?
MORAVEN.
(sarkastisch) Nur wenn Ihr noch mindestens drei weitere Anschuldigungen vorzutragen habt.
SARONNA. Ganz offensichtlich haben wir hier gerade einen Punkt erreicht, an dem es notwendig ist, sich zu rechtfertigen. Schwere Anschuldigungen stehen im Raum.
MORAVEN. Ich möchte auf jede der Anschuldigungen eingehen. Zum ersten: Die Kollaboration mit Dunkelzwergen. Magni von Riva kam ums Leben, als wir eine Enklave der Dunkelzwerge zerschlugen, welche Rivien bedrohte. Kurz bevor er starb wurde er verflucht. Bei der Erweckung unseres Freundes trat er in Gestalt eines Duergar zurück ins Leben.
DRAGO.
(lacht laut) Etwas besseres hätte ich mir nicht ausdenken können!
MORAVEN. Dafür haben wir einen unparteiischen Zeugen.
FAQUARL. Den Torag-Priester Bransarbart Golka aus Hochgraben.
MORAVEN. Zum zweiten: Das Gespräch zwischen Mareen von Riva mit Kai Radov. Wir vermissen Mareen seit über einer Woche. Sie kehrte nicht von einer Mission zurück, welche zum Ziel hatte herauszufinden, was mit den Bewohnern Restovs geschah. Wir konnten sie auch mittels Magie nicht erreichen, weshalb wir davon ausgingen, sie sei tot. Ein Lebenszeichen von ihr ist bislang das einzig Positive, was ich diesem Treffen abgewinnen kann.
Drago schnaubt verächtlich und für alle vernehmbar.MORAVEN. Zum dritten: Das Erwecken des Leichnams. Ich selbst war bei der geschilderten Begebenheit nicht zugegen, jedoch habe ich umfangreiche Kenntnisse diesbezüglich. Das besagte Hügelgrab wurde von einigen meiner Freunde erforscht. Dabei wurden sie von einer steinernen Statue, einem belebten Wächter der Grabkammer, angegriffen. Es gelang ihnen sich zu verteidigen, wobei die Statue zerstört wurde. In der Folge konnte ein untotes Wesen, äußerlich dem Anschein nach ein Zyklop in voller Rüstung und mit verwestem Fleisch, aus seinem Grab entkommen. Das war fahrlässig, das will ich nicht bestreiten. Aber wir sind nach ausgiebigen Nachforschungen zu dem Ergebnis gelangt, dass es sich bei dem befreiten Wesen nicht um einen Leichnam und somit nicht um Vordakai handelte. Soviel zu den vorgetragenen Anschuldigungen gegen das Hause Riva.
DRAGO. Ich halte Euch für dreckige Lügner. Ihr könnt von Glück sprechen, dass es sinnlos wäre Euch an diesem Ort zu töten. Ich würde es sofort tun.
MORAVEN. Ist das eine Kriegserklärung?
GWIN.
(leise) Lasst Euch nicht von diesem Hitzkopf provozieren.
DRAGO. Ach, vergesst es! Ich habe keine Lust mich mit solch dämlichen Nickligkeiten aufzuhalten.
Drago wendet sich ab und knetet seine Hände. Sein Verhalten scheint ungewöhnlich.RUFUS. Wir werden uns einen Moment Zeit nehmen, um die Vorfälle zu bereden.
Die Fraktionen tauschen sich intern aus. Die Surtowas ziehen sich zurück. Drago kehrt den Anwesenden den Rücken zu und tuschelt mit Marlon. Saronna und ihr Hofmagier unterhalten sich. Toval sitzt konsterniert auf dem Boden, sein Ziehvater über ihn gebeugt. Kozek ringt um Fassung und schüttelt ungläubig den Kopf. Gurev blickt skeptisch in die Richtung der Rivas. Diese scheinen in ein stummes Gespräch versunken. Felicia und Panje stehen unbeholfen und von allen anderen ignoriert etwas im Abseits und blicken sich verloren an. Nach wenigen Minuten tritt Nikita vor.NIKITA. Die königliche Armee, wie bereits von Rufus Matthäus angekündigt, wird zu einem Teil Steinstieg verteidigen. Ein anderer Teil wird in Grenzgarnisonen verlegt, allen voran nach Kastell Sarenko im Süden. Dies ist ein strategischer Stützpunkt, der die Gefahr, welche einerseits von Vordakai und seinen Truppen und andererseits vom Fürstentum Rivien ausgeht, im Zaum halten soll. Denn wir sind nicht in der Lage mit Sicherheit zu sagen, was die Rivas im Schilde führen und inwiefern sie verbrüdert sind mit Vordakai und seinen Schergen. Auch möchten wir betonen, dass ein Gespräch unter diesen Umständen in Anwesenheit von potenziellen Feinden, nicht zuträglich ist für das Wohl Brevoys.
RUFUS.
(an Felicia und Panje gewandt) Die Region der Rostlande wird erneut in die Hände der Surtowas übergehen. Wir werden die verbleibenden Orte zentral verwalten und den weiteren Umgang mit der Situation in Restov organisieren. Felicia Ianucchi, Ihr seid eine der wenigen verbliebenen der Aldori Schwertherren. Ich bin mir nicht sicher, wie relevant euresgleichen für die Zukunft der Rostlande sein werden. Ich meine gehört zu haben, vereinzelt seinen noch weitere Schwertherren dort anzutreffen, solche, die sich in den Ländereien aufhielten. Gleichzeitig steht auch ihr unter Verdacht mit den Rivas zu kooperieren. Solange das nicht geprüft ist, sind die Rostlande kein sicheres zu Hause für Schwertherren. Ich bitte euch dafür zu sorgen, dass Aldori keine politischen Ämter in diesen Landen begleiten. Stellt sicher, dass sie diesen Landstrich verlassen. Natürlich könnt Ihr Euch weiterhin in Rivien aufhalten.
MORAVEN. Gehe ich als recht in der Annahme, dass Ihr uns fortan nicht mehr als Teil Brevoys betrachtet?
RUFUS. Ich war mir nie sicher wozu ihr gehört, doch zurzeit überwiegt ohne Zweifel meine Skepsis.
Die Fraktion der Garess nickt zustimmend. Saronna Lebeda ist in Gedanken verloren. Gurev Medwjed wirkt unentschlossen und Drago Orlowski wirft einen vernichtenden Blick in Richtung der Rivas.DRAGO. Ich stimme dem zu.
FAQUARL. Damit habt ihr eure Frage nun selbst beantwortet.
SHAE.
(leise) Darf man Glückwünsche zur Unabhängigkeit übermitteln?
Plötzlich erscheint eine große, einäugige Kreatur inmitten der Versammlung. Ihre Haut ist gräulich und spröde, das eine Auge glüht leuchtend rot. Von einen auf den anderen Moment herrscht absolute Stille. Alle Anwesenden starren zu dem untoten Zyklopen empor. Dieser nimmt sich viele Augenblicke, um jede Person einzeln ausführlich zu mustern. Wer von seinem Blick getroffen wird, versucht diesem auszuweichen.VORDAKAI.
(merkwürdig betonend) Soso, hat es Euch die Sprache verschlagen? Vordakai ist mein Name. Ich habe gar keine Einladung zu diesem Treffen erhalten, wie schade. Glücklicherweise habe ich dennoch Wind davon bekommen. Nun denn, sprechen wir also über Bedrohungen für Euer Brevoy. Hättet Ihr mich eingeladen, so hätte ich relativ schnell deutlich machen können, dass die Bedrohung, die von mir ausgeht, längst überwunden ist. Auch mein Interesse ist natürlich Frieden, wessen nicht? Ihr haltet mich doch nicht für einen dieser wahnwitzigen Tyrannen, welche nach dem Tod aller trachten? Keineswegs.
MORAVEN. Ich habe noch nie von einem friedlichen Leichnam gehört.
VORDAKAI. Ihr habt von vielem noch nicht gehört, Moraven. Grüßt Noleski von mir. Schade, dass er nicht hier sein kann. Wie dem auch sei. Ich habe eine ganz einfache Bitte an Euch alle. Was hieltet Ihr denn davon, würde man den ersten Groll, den Ihr nach den jüngsten Ereignissen vielleicht vollkommen zurecht hegt, einfach vergessen, würde man es akzeptieren als notwendiges Übel, dass über Euch kam, aus ganz beliebigen Gründen, für die Ihr relativ wenig könnt
(schaut zu Delegation der Riva und neigt verschmitzt den Kopf zu Seite). Dann stünde doch vielleicht einer friedlichen Zusammenarbeit wenig im Wege. Ich erwarte damit natürlich viel von euch. Von den einen mehr, von den anderen weniger. Einige von Euch haben bestimmt Freunde verloren, ihre Liebsten verloren.
Die Anwesenden scheinen von der Situation vollkommen überfordert zu sein, niemand regt sich.VORDAKAI. Aber gibt es nicht viel wichtigere Probleme, denen Brevoy sich derzeit zuwenden sollte?
(schaut zur Delegation der Lodowka) Fürst Kozek, Ihr wisst es vielleicht noch nicht. Doch just in diesem Augenblick lassen hunderte Eurer Soldaten ihr Leben.
Kozek steht mit offenem Mund da. Vordakai wendet sich langsam um zur Delegation der Orlowski.VORDAKAI. Hunderte opfern ihr Leben, um Eure Ländereien vor diesem Völkchen dort drüben zu verteidigen. Sie fallen wie Fliegen unter dem Schwerte der Orlowski. Sind das nicht Probleme, die Euch beschäftigen sollten? Nicht ein einsamer, alter Zyklop, der nichts anderes möchte als seine Heimat, die er vor Jahrtausenden verloren hat.
Drago kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Urplötzlich stürmt Kozek auf diesen zu und noch bevor seine Leibgarde einschreiten kann, wird Drago von einem Faustschlag mitten ins Gesicht niedergestreckt.KOZEK. Du dreckiger Penner!
Bevor Kozek zu einem weiteren Hieb gegen den am Boden liegenden Drago ausholen kann, streckt Marlon ihn, ohne eine Miene zu verziehen, mit einer flüssigen Bewegung nieder. Als sein Schwert von hinten in den Rücken Kozeks dringt fährt ein Blitz auf ihn hinab und im selben Moment verschwindet das Oberhaupt der Lodowka. Bjara schreit entsetzt auf, zieht ihre Waffe, wird jedoch vom Donnern Vordakais gestoppt. VORDAKAI. Das reicht.
Drago rappelt sich auf. Sein Gesicht ist blutverschmiert, die Nase gebrochen, doch das Grinsen steht im noch immer ins Gesicht geschrieben. Es verschwindet erst, als Vordakai sein Auge auf ihn richtet.VORDAKAI. Ihr Menschen seid ein faszinierendes Volk.
(Pause) Ich glaube damit ist das Wichtigste gesagt. Nur eine Kleinigkeit noch: Ich habe Euch hiermit ein Angebot gemacht, aber selten profitieren alle Parteien gleichermaßen von solchen Abkommen. Ich weiß nicht, ob es bis zu Euch vorgedrungen ist, doch ich, Vordakai, bin derzeit mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die mächtigste Kreatur auf diesem Kontinent. Insofern solltet Ihr Euch am besten sehr gut überlegen, wer für euch möglicherweise ein Verbündeter ist und wer nicht.
MORAVEN. Ich möchte zu bedenken geben: Es gibt immer einen noch größeren Fisch.
Vordakai wendet sich Moraven Tolo von Riva zu, baut sich vor ihm auf und mustert ihn eingehend.VORDAKAI. Weise Worte.
Langsam hebt Vordakai die Hand, lächelt und macht eine Handbewegung, als ob er etwas durchtrennen würde. Im selben Moment bildet sich ein Schnitt an der Kehle von Saronna Lebeda. Ein leiser erstickter Schrei, dann wird ihr Blick leer und sie verschwindet. VORDAKAI. Ich wollte gar nicht, dass meinetwegen hier tatsächlich Blut vergossen wird. Viel zu viel Blut ist schon vergossen worden. Ich bin noch nicht geübt in den Gepflogenheiten dieses Zeitalters. Das Blutvergießen ist außer Mode gekommen. Alle streben nach Frieden. Ich halte dies für einen sehr progressiven Ansatz. Bitte entschuldigt jedoch, wenn ich ab und an noch in Verhaltensweisen verfalle, die aus einem anderen Zeitalter stammen.
(Pause) Nehmt Euch in Acht, denn ich sehe alles.
Vordakai verschwindet. Einigen der Anwesenden geben die Knie nach und sie setzen sich erschüttert auf den Boden. Vormer Fladders hat sich in die Hose gemacht und bemüht sich zittrig das Schlamassel mit einigen Zaubern zu richten.RUFUS.
(zu Moraven) Was habt Ihr getan?
(lauter) Was habt Ihr getan!
Nach und nach berappeln sich die Delegationen. Vormer Fladders, Bjara Rumpf und Oliver Vaneborg stehen ohne die Oberhäupter ihrer Häuser etwas bedröppelt da.DRAGO.
(eingeschüchtert) Das ist also Vordakai.
FAQUARL. Das ist nicht nur Vordakai, sondern auch Kai Radov, falls Ihr es noch nicht bemerkt habt, Ihr einfallsloser Hohlkopf.
Alle anderen Fraktionen wenden sich irritiert Faquarl zu. Dieser lässt magische Lettern erscheinen, welche das Wort VORDAKAI bilden. Es vergehen einige Sekunden, dann beginnen sich die leuchtenden Lettern zu bewegen und neu anzuordnen, bis sie den Namen KAI RADOV ergeben.RUFUS.
(wütend) Ihr scheint ja ganz schön viel zu wissen!
MORAVEN. Wenn das bedeutet, dass wir uns nicht von einem popligen Anagramm täuschen lassen, dann habt Ihr Recht.
HOWLAN. Ist Saronna tot?
(Pause) Was tun wir jetzt? Wie gehen wir mit einer solchen Kreatur um?
MORAVEN.
(ironisch) Nun, was haltet Ihr von dem Vorschlag den Tod von zwanzigtausend Bürgern Brevoys zu vergessen?
FAQUARL. Ich würde Euch gerne Eure eigenen Worte ins Gedächtnis rufen, Drago. »Das Hause Orlowski engagiert sich seit jeher für ein friedliches, gemeinschaftliches und vereintes Brevoy.« Nun ist es an der Zeit, dies unter Beweis zu stellen und den Krieg, den Ihr angezettelt habt, sofort zu beenden.
Drago Orlowski spuckt in Richtung der Delegation der Riva.DRAGO.
(aggressiv) Ich traue Euch nicht! Wenn ich irgendetwas mitnehme aus diesen Ereignissen, dann dass ich Euch noch weniger traue als zuvor. Ich möchte nicht die Geschicke Brevoys besprechen, wenn Ihr anwesend seid.
FAQUARL.
(laut) Ihr traut uns nicht? Ihr wart es, die das Vertrauen aller Adelshäuser missbraucht habt, um einen Krieg innerhalb der Grenzen Brevoys vom Zaune zu brechen. Hinter dem Rücken all jener, die versuchen während dieses Krisenstabs Brevoy gegen eine Gefahr von außen zu wappnen. Ihr habt eindrucksvoll unter Beweis gestellt wie viel Vertrauen Euch gebührt. Ich gebe nichts auf die Worte eines Brudermörders und Kriegstreibers.
RUFUS. Ist das wahr Drago? Habt Ihr Kozek angegriffen?
Mit einem Knirschen richtet Drago seine gebrochene Nase. Gesicht und Hände sind blutverschmiert.DRAGO. Ganz offensichtlich hat Kozek mich angegriffen.
RUFUS. Ihr wisst was ich meine.
DRAGO. Und Ihr wisst ganz genau, dass ich gute Gründe habe ihn von diesem Land, was ihm nicht zusteht, zu vertreiben.
GWIN. Und diese wären?
DRAGO. Diese Ländereien fielen den Lodowkas unrechtmäßig in die Hände. Einst war dieses Land Hoheitsgebiet der Orlowski. Zu einer Zeit, als Kozek nicht einmal ein Segel hissen konnte.
GWIN. Dadurch destabilisiert Ihr Brevoy in einer Zeit, in welcher Zusammenhalt wichtiger wäre denn je.
DRAGO. Was maßt Ihr Euch an, wer seid Ihr überhaupt?
Gwin nimmt Haltung an, versucht sich etwas aufzurichten und tritt vor.GWIN. Mein Name ist Gwin. Ich bin seit geraumer Zeit zu Gast in Rivien. Ich habe das Hause Riva von beunruhigenden Vorkommnissen in Iobaria unterrichtet, wo momentan alte zyklopische Stätten geplündert und zerstört werden.
RUFUS. Iobaria sagt Ihr? Geschichtsschreiber sprachen davon, dass sich dort einst große Teile des Zyklopenreiches Koloran erstreckten. Sprecht Ihr von ähnlichen Ereignissen wie jenes, welches Eure jämmerlichen Freunde damals auslösten? Das Wiedererwachen untoter Zyklopen?
GWIN. Dies ist nur ein Teil einer ganzen Reihe von Vorkommnissen. Urdefhane vernichten die wenigen Überreste dieser alten Hochkultur. Zuletzt erschütterte ein Erdbeben die Stadt Orlov. Sie wurde nahezu vollständig zerstört.
RUFUS. Orlov wurde –? Das ist mir neu. Habt Dank für diese Information. Scheinbar seid Ihr nützlicher als der Rest dieser Sippe. Ich will Euch aber gar nicht mit diesen widerwärtigen Kreaturen in einem Satz nennen. Habt Dank Gwin.
GWIN. Graf Drago Orlowski, werdet Ihr Euren Krieg gegen die Lodowka beenden, um Brevoy nicht im Kampf gegen Vordakai zu schwächen?
DRAGO. Ihr wisst doch wie das ist. Was gibt es denn für eine bessere Gelegenheit?
Eskel lacht schallend.DRAGO. Sind wir ehrlich: Glaubt Ihr Kozek hat die Kraft irgendetwas beizutragen? Glaubt Ihr seine Schiffe werden uns irgendwie schützen vor der Barbarei, die uns aus dem Süden droht? Auf gar keinen Fall! Kozek richtet das Land zu Grunde. Seht Ihr die Armut, die am Festland im Gebiet der Lodowka Einzug hält? Einst waren dies wohlhabende Ländereinen hart arbeitender Orlowski, die sich darum kümmerten, dass jeder genug zu fressen hatte. Diese Zeiten sind vorbei. Kozek richtet das Land zu Grunde. Soll er auf seiner Akubeninsel versauern und tun was er am besten kann! Angeln und Schifffahren. Er ist kein Fürst, der sicherstellen kann, dass es den Bewohnern Brevoys gut geht. Dafür setzte ich mich ein! Wenn ich auf solche Mittel zurückgreifen muss, dann sei es so.
GWIN. Was sagt der König dazu?
DRAGO.
(lacht) Fragt ihn! Mein König ist Noleski Surtowa nicht.
MORAVEN. Warum ist dieser Kerl überhaupt anwesend? Warum hat die Einladung auch ihm gegolten?
RUFUS. Ihr bewegt euch auf dünnem Eis. Vielleicht solltet Ihr nicht versuchen andere zu beschuldigen, wo Ihr doch diejenigen seid, denen die Anschuldigungen in erster Linie gelten. Und doch …
(wendet sich Drago Orlowski zu) Ihr wisst ganz genau, dass Noleski Surtowa der rechtmäßige Thronfolger ist. Wenn Ihr das nicht anerkennt, dann handelt Ihr wider aller Interessen, für die Brevoy einsteht.
Es entbrennt ein hitziges Wortgefecht zwischen Rufus und Drago, bis Gurev einige lange Schritte auf die Streithähne zugeht und laut mit seinem Fuß aufstampft.GUREV.
(brüllt) Jetzt reicht’s aber!
(nach einer Pause ruhiger fortfahrend) Wir haben hier ganz offensichtlich zwei Probleme. Drago, Euer Verhalten ist inakzeptabel. Das Hause Medwjed distanziert sich voll und ganz vor dem Überfall Eures Hauses auf die Ländereien der Lodowka. Wir wollen nichts mit Euch zu tun haben. Ihr seid für mich gestorben. Gleichzeitig zwingen mich die Umstände mit Euch zu sprechen. Die Schlagkraft der Armee, die Ihr befehligt gehört zu den mächtigsten dieser Nation. Nutzt sie nicht dazu die armseligen Fußtruppen der Lodowka abzuschlachten. Das ist wie einem Kind sein Spielzeug wegzunehmen. Nutzt sie dafür Brevoy zu verteidigen, Brevoy zu schützen vor den Armeen, die Vordakai um sich schart.
HOWLAN. Er hat Recht. Wir sollten uns hier um die Verteidigung Brevoys bemühen. Wir können diesen Konflikt zwischen Euch und Kozek nicht an dieser Stelle lösen und ich weiß auch nicht, was Euch immer wieder dazu verleitet Euch so zu verhalten. Ihr seid ein elendiger Kriegstreiber, aber das ist nicht Gegenstand dieser Diskussion. Wir haben gerade wichtigere Fragen zu klären. Sind wir ehrlich: Irgendwo hat Drago recht. Kozek ist nicht derjenige, der über Sieg und Niederlage im Fall Vordakai entscheiden wird. Auch wenn sich das Hause Garess dem Hause der Medwjed anschließt und es aufs schärfste Verurteilt, was Ihr, Drago, an diesem Tage eingeleitet habt, so dürfen wir nicht vergessen warum wir hier sind. Schieben wir dieses Anliegen hinten an. Mögen Treffen und Gerichte nach uns über Euer Verhalten richten. Wir sollten an dieser Stelle entscheiden, wer aus welchem Grunde sich wie gegenüber Vordakai positioniert. Wir haben die Möglichkeit zur Kapitulation und wir haben die Möglichkeit einen offenen Krieg zu riskieren. Gegen einen Feind, dessen Stärke wir derzeit nicht einschätzen können.
Gurev nickt zustimmend.FAQUARL. Allen sollte bewusst sein, was Vordakai für ein Spiel mit uns treibt. Unter dem Namen Kai Radov tritt er als Händler auf und richtet sich an einen verbitterten Mann in Eishafen. Dieser nimmt das Geld Kai Radovs und kauft damit Unmengen an Waffen von den Garess, welche in den Zwergenminen von Hochgraben geschmiedet wurden.
TOVAL.
(schnaubt) Was wollt Ihr damit –?
HOWAL. Haltet ein, was soll denn das?
FAQUARL. Dies ist keine Anschuldigung. Bitte lasst mich aussprechen.
(Pause) Dieser verbitterte Mann, Jomani Surtowa, ehemaliger Bürgermeister von Restov, kauft diese Waffen im Namen der Surtowa, aber hinter dem Rücken Noleskis, und lässt die eine Hälfte Kai Radov zukommen. Jener Kai Radov, welcher sich soeben in seiner wahren Gestalt und unter anderem Namen zeigte, und dem vor wenigen Tagen die vielen tausend Bewohner der Stadt Restov in die Hände fielen. Nun hat er nicht nur die Waffen, sondern auch noch die nötigen Soldaten für eine gewaltige Armee. Die andere Hälfte lässt Jomani auf Geheiß Kai Radovs, ohne jede Gegenleistung, nach Adlerwacht liefern. Drago, auch wenn Ihr bisher nichts davon geahnt habt, Ihr seid nichts als der verlängerte Arm Kai Radovs. Vordakai nutzt den schwelenden Konflikt zu seinen Gunsten aus, indem er diesem Hitzkopf frischen Stahl in die Hand drückt und nur noch dabei zusehen muss, wie Brevoy sich von innen heraus zerfleischt.
RUFUS. Falls Eure Worte der Wahrheit entsprechen.
FAQUARL. Eine kurze Unterredung mit Jomani sollte genügen, um diese zu verifizieren. Da dieser leider nicht anwesend ist, können wir dies auch vor Ort klären.
(an die Delegation der Garess) Wurden in Vergangenheit vermehrt Waffen von den Surtowa geordert?
TOVAL. Ja, irgendwie schon. Es gab größere Aufträge, aber das war geheim.
VALENTINA. Wir haben nichts in Auftrag gegeben. Wir wüssten, wenn es solche Lieferungen gegeben hätte.
NIKITA. Es sei denn der König hätte an uns vorbei Anweisungen erteilt. Auch die Anweisungen Truppen bei Steinstieg zu positionieren, wurde über unsere Köpfe hinweg entschieden.
FAQUARL. Mir geht es nicht darum irgendjemanden zu diffamieren. Ich habe keinen Grund anzunehmen das Hause Garess und die Golkas wussten, wohin ihre Waffen tatsächlich geliefert wurden. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Jomani das gesamte Hause Surtowa in Unkenntnis ließ. Ebenso will ich den Orlowski nicht vorwerfen, dass sie wussten, mit wem sie paktierten, als sie Kai Radov gegenüberstanden, der ihnen die Waffen finanzierte, die sie nun gegen die Lodowka richten. Was wir alle daraus lernen sollten ist eines: Vordakai versucht Zwietracht zu sähen, einen Krieg im Innern zu provozieren und damit scheint er über alle Maßen erfolgreich zu sein.
Kurz herrscht nachdenkliche Stille.GUREV. Faquarl, ich halte Euch für einen klugen Elfen und Euch Moraven für einen charismatischen Anführer. Aber derzeit blicke ich nicht durch. Es stehen sehr viele Anschuldigungen im Raum. Und all diese Anschuldigungen lassen sich zurzeit für mich nicht überprüfen. Ich weiß nicht was wahr ist und was nicht. Aber einiges gibt mir zu denken. Unter anderem, dass Ihr Vordakai in diese Welt gerufen haben sollt. Bei dem Respekt, den ich für Euch habe und vielleicht sogar spricht irgendwo in mir eine leise Stimme, die Euch von diesen Vorwürfen befreien möchte, es bleiben gravierende Anschuldigungen. Auch Vordakais Verhalten, wir alle waren Zeugen, lässt den Verdacht keimen, dass Ihr nicht nur mehr wisst, als ihr preisgebt, sondern dass Ihr tatsächlich auch mehr mit Vordakai zu tun habt, als es derzeit den Anschein hat. All dies nagt an Eurer Glaubwürdigkeit. Deswegen kann ich in diesem Moment gar nicht beurteilen, ob das was Ihr sagt ausreichend ist, diese schweren Anschuldigungen zu entkräften. Ich hoffe Ihr habt ein reines Gewissen, sprecht die Wahrheit und könnt des nachts schlafen. Momentan kann ich keine vernünftigen Entscheidungen treffen. Ich werde Zeit brauchen, Zeit die wir wahrscheinlich gar nicht haben, aber ich fühle mich derzeit außer Stande über die Geschicke Brevoys zu beraten. Ich weiß nicht wie es den anderen geht, aber ich werde mich jetzt zurückziehen.
Krakvorst Schelmevitz wirkt einen Bannzauber und verschwindet gemeinsam mit Gurev. Kurz darauf entschwindet auch Vormer Fladders kommentarlos.DRAGO. Hofft nicht auf meine Hilfe. Ich habe einen Krieg zu führen.
Marlon zückt eine Schriftrolle und im nächsten Moment ist auch die Delegation der Orlowski verschwunden.GWIN. Ich habe mich an Brevoy gewandt, weil ich erhofft hatte, auf eine zivilisierte Nation zu treffen. Nicht wie meine Heimat Iobaria, wo alle verstreut und in Zwietracht gegeneinander leben. Aber anscheinend ist es hier nicht anders, vielleicht noch viel schlimmer. Euer Streit vor den Augen Vordakais beweist wie schwach dieses Land ist.
HOWLAN. Ich fürchte diese junge Dame hat Recht. Wir sind ein jämmerlicher Staat. Wir ersticken in unseren eigenen Problemen.
Klara Walmantel lässt auch die Fraktion der Garess verschwinden.GWIN.
(an die Surtowa) Ich empfehle Euch in Euren eigenen Reihen ein wenig aufzuräumen.
RUFUS. Wir werden dies prüfen. Ebenso wie alle anderen Anschuldigungen, die gegen das Haus Riva vorgetragen wurden.
Auch die vierköpfige Delegation der Surtowa verschwindet. Oliver Vaneborg läuft zu den Riva und Bjara Rumpf trottet hintendrein.OLIVER. Schlimmer hätte es nicht kommen können! Ihr wisst hoffentlich, dass Kozek Euch allen Anschuldigungen zum Trotz vertraut. Seine Tochter ist Teil Eurer Familie. Wer wäre ich, wenn ich nicht auch Euch mein Vertrauen bekunden würde. Aber in Zukunft müsst Ihr mit offenen Karten spielen. Viele der Informationen des heutigen Tages waren uns neu.
MORAVEN. Vielen Dank Oliver. Wir werden uns Euren Rat zu Herzen nehmen.
OLIVER. Angenommen Ihr habt Recht und angenommen alles hat sich so zugetragen, wie Ihr sagtet und einfach mal angenommen Ihr könnt all diese Verdachtsfälle entkräften, die gegen Euch geäußert wurden, dann sollten wir uns möglichst schnell darauf festlegen, wie mit diesen fatalen Umständen fortzufahren ist. Noch nie zuvor war Brevoy so uneins seit Issien und die Rostlande zu diesem Reich vereint wurden. Und nun verzeiht, offenkundig befinden wir uns in einem Krieg. Ich werde mich darum kümmern müssen und bin daher leider keine Hilfe für Euch. Ich dachte vielleicht helfen Euch dennoch meine Worte. Verbündete ist das, was wir jetzt eigentlich bräuchten. In anderer Sache als diesem Krieg. Es tut mir leid, dass ich nicht so viel bieten kann, wie der Lage angemessen wären. Bitte verzeiht, meine Brüder und Schwestern haben nun Vorrang.
Oliver Vaneborg und Bjara Rumpf verschwinden. Es bleiben lediglich die Riva und die Aldori Schwertherren zurück. Felicia bricht in Tränen aus, schluchzt laut und stürzt sich in die Arme Panjes.GWIN. Schlimmer hätte es nicht kommen können? Sie haben vergessen zu erwähnen, dass in Narlgaard eine Baobhan Sith beheimatet ist, dass im Hohen Rat über Jahre ein Kyton saß und Eskel in der Hölle seine Seele verkauft hat.
Eskel kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, Moraven starrt gedankenverloren in die silbrige Weite der Astralebene und Faquarl legt die Stirn in Falten. Dann wirkt auch er den Zauber, welcher sie wieder zurück auf die Materielle Ebene in den Keller der Hirschfeste bringt.